zum Hauptinhalt

ATLAS: Unbehagen

Es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn Medizin rationalisiert und professionalisiert wird. Das für die Gesundheit eingesetzte Vermögen muss effektiv eingesetzt werden.

Stand:

Es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn Medizin rationalisiert und professionalisiert wird. Das für die Gesundheit eingesetzte Vermögen muss effektiv eingesetzt werden. Doch die zunehmende Ökonomisierung der Medizin wirft auch ernste ethische Bedenken auf. Wenn sich das städtische Klinikum „Ernst von Bergmann“ zunehmend für Privatpatienten attraktiv macht, darf das nicht zum Nachteil für die Kassenpatienten sein. Die Angst vor einer „Zwei-Klassen-Medizin“ wächst. Die Akzeptanz für soziale Ungleichheit ist in kaum einem Bereich so gering wie in der Medizin. Vor Gott, dem Richter und dem Arzt sind alle Menschen gleich – so könnte das Grundgefühl beschrieben werden, das keine großen Demütigungen erträgt. Da die neuen Check-in-Kabinen im Bergmann-Klinikum der Öffentlichkeit noch nicht präsentiert wurden, können sie auch noch nicht bewertet werden. Doch eines ist klar: Es wird keine Akzeptanz finden, wenn sich am Montagmorgen die AOK-Patienten an einem Schalter die Füße in den Bauch stehen, während sich die Schwester am Privatpatienten-Einlass vor Langeweile die Fingernägel feilt. Der Ansatz, in einem kommunalen Krankenhaus Überschüsse Besserversicherter für „unrentable“ Medizinbereiche zu verwenden, mag versöhnlich stimmen. Das Unbehagen aber bleibt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })