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Blick nach Berlin. Yannick Lebherz (l.) und Christian Diener in ihrer Heimstätte, der Schwimmhalle am Potsdamer Luftschiffhafen. Heute und morgen starten beide bei derEuropameisterschaft in Berlin in einem unbekannten Gewässer: im temporären Becken im Velodrom.

©  Ingmar Höfgen

Sport: Unbekanntes Gewässer

Die Potsdamer Schwimmer Christian Diener und Yannick Lebherz wollen bei der Europameisterschaft in Berlin in die Finals vordringen. Das neue temporäre Schwimmbecken lernen sie erst kennen

Stand:

An seinen ersten Wettkampf in Berlin kann sich Schwimmer Yannick Lebherz noch erinnern. Er stand zum ersten Mal in der Halle an der Landsberger Allee. „Das war 2002, kurz nachdem die Europameisterschaften dort stattgefunden haben“, erzählt Yannick Lebherz von seinen Erinnerungen an die „Landsberger“. Ihm, dem damals 13-Jährigen, sei die Halle einfach riesig vorgekommen.

Unzählige Male sind Yannick Lebherz und Christian Diener, die beiden Potsdamer Schwimmer, seitdem in Berlin gestartet. Ab Montag, wenn die Europameisterschaft auch für die Beckenschwimmer beginnt, steigen sie wieder in der Hauptstadt auf den Startblock. Aber dieses Mal war alles anders. Nicht an gewohnter Stätte werden Europas beste Schwimmer gekürt. Stattdessen wurde im Velodrom ein temporäres Becken errichtet.

Eine ungewohnte Situation für Yannick Lebherz und Christian Diener ist es nicht nur deshalb. Sind sie bei den meisten Wettkämpfen sonst schon Tage vor dem Ertönen des ersten Startsignals im Hotel, konnten sie die letzten Vorbereitungstage auf die Europameisterschaft vor der eigenen Haustür noch zu Hause verbringen. „Es ist schon ein komisches Gefühl, nicht im Hotel zu sein“, meint Lebherz. Zu Hause könne er sich momentan noch mit anderen Beschäftigungen ablenken. „Wenn man vor einem Wettkampf im Hotel wohnt, hat man meist nichts anderes zu tun, als sich auf die anstehenden Rennen zu konzentrieren“, meint er. Ob sich das positiv oder doch negativ auswirkt, kann Lebherz, der am morgigen Dienstag auf der 200-Meter-Freistil-Strecke das erste Mal ins Wasser gehen wird, noch nicht beurteilen.

Obwohl sich Yannick Lebherz neben den 200 Meter Freistil und 400 Meter Lagen auch für die 200 Meter Rücken qualifiziert hat, gibt der 25-Jährige seinen Freistil- und Lagen-Strecken in diesem Jahr den Vorzug. „Das Finalrennen der 4 x 200 Meter Freistil-Staffel und 200 Meter Rücken finden innerhalb von einer halben Stunde statt“ – ein enger Zeitrahmen, der die Entscheidung für eine der beiden Strecken erforderte. Gemeinsam mit seinem Trainer Jörg Hoffmann fiel die Entscheidung auf die Staffel, dort rechnet sich Lebherz einiges aus. Eine Medaille sei, wenn alles passt, durchaus drin.

Diese Vielfältigkeit, immer schauen zu können, „welche Disziplin momentan am besten passt“, mache ihn als Schwimmer aus. Und obwohl Lebherz auch deshalb nicht von einer Hauptstrecke sprechen möchte, liegt ihm bei den Europameisterschaften aber vor allem viel daran, seine Leistung über die 400 Meter Lagen abzurufen. „In diesem Jahr habe ich auf dieser Strecke noch keinen Wettkampf gehabt, der so richtig rundlief“, meint der Potsdamer, der auf eben dieser Strecke bei den Olympischen Spielen in London 2012 auf den elften Rang schwamm. „Jetzt wird es endlich ein mal Zeit, dass alles zusammenpasst.“

Eine Jahresbestleistung sei für ein solches Event immer höchste Maßgabe. „Im Rennen über 200 Meter Freistil muss ich allerdings auch schon im Vorlauf an meine persönliche Bestleistung herankommen, um mich als zweitschnellster Deutscher für das Halbfinale zu qualifizieren“, schätzt Lebherz. Denn nur zwei Deutsche dürften im Finale starten – selbst wenn sich alle vier deutschen Starter für den Endkampf qualifizieren.

Als einziger Rückenspezialist aus dem dafür bekannten Potsdamer Olympiastützpunkt geht Christian Diener auf der 100-Meter-Strecke bereits am Montag an den Start. Nachdem zwei seiner Potsdamer Trainingskollegen, Carl Louis Schwarz und Felix Wolf, in der Qualifikation für die EM in der Rückendisziplin scheiterten, setzt sich Diener jedoch nicht unter Druck, die Flagge der Rückenschwimmer der brandenburgischen Landeshauptstadt hochzuhalten. „Hier geht es nur um mich und darum, dass ich meine Leistung abrufe“, meint der 21-Jährige, der bereits seit neun Jahren am Luftschiffhafen trainiert, jedoch erst Anfang Juli dieses Jahres vom PSV Cottbus zum Potsdamer Schwimmverein wechselte.

Für beide Athleten komme es bei der Europameisterschaft vor der eigenen Haustür hauptsächlich auf das Publikum an und die Stimmung, die diese in der Halle verbreiten. „Es können endlich ein mal alle Freunde und Familie zuschauen, das ist bei internationalen Wettkämpfen ja eher nicht die Regel“, sagt Lebherz. Das werde den Heimvorteil ausmachen. Der ist auch für die Potsdamer Schwimmer ansonsten nicht vorhanden. „Keiner kennt das Becken, niemand ist dort je geschwommen“, meint der gebürtige Darmstädter.

Die Bedingungen sind demnach für alle Starter im portablen Becken, das im Velodrom für die EM aufgebaut wurde, gleich. Zwölf Jahre nach seinem ersten Besuch in der „Landsberger“ kann Yannick Lebherz in dieser Woche wieder Erfahrungen in einer Berliner Schwimmhalle sammeln.

Chantal Willers

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