Aus dem GERICHTSSAAL: Unbeteiligter von zwei Volltrunkenen zusammengeschlagen
Bewährungsstrafen, Sozialstunden und Teilnahme an Suchtberatung / Opfer verzichtete auf Schmerzensgeld
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Fotos in der Gerichtsakte zeigen ein dick geschwollenes, grün und blau schillerndes Gesicht. Es gehört Frank F.* (41) aus Stahnsdorf. Der Handwerker feierte den diesjährigen Herrentag mit Freunden in Potsdam. Gegen 20.30 Uhr wollte er den Heimweg antreten, begab sich zum Taxistand am Keplerplatz. Hier wurde er von zwei stark betrunkenen Männern brutal zusammengeschlagen und -getreten, als er bereits zu Boden gegangen war. Fünf Tage lag Frank F. mit schweren Prellungen, Gehirnerschütterung und einer Kopfplatzwunde im Bergmann-Klinikum. Eine weitere Woche war er krankgeschrieben. „Man könnte auch über eine das Leben gefährdende Handlung nachdenken“, erklärte Amtsrichterin Monika Holk. Doch Jonas J.* (30) und Maik M.* (30) wurden lediglich der gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Wegen dieses Delikts wurde Letzterer gestern zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Jonas J. – er hatte zur Tatzeit über 3,5 Promille intus – erhielt wegen vorsätzlichen Vollrausches acht Monate auf Bewährung. Beide Angeklagten müssen je 100 Stunden unentgeltlich arbeiten sowie an zwei Suchtberatungsterminen teilnehmen.
Jonas J. und Maik M. kennen sich bereits seit der 1. Klasse. Beide sind arbeitslos, trinken Alkohol bis zum Umfallen, falls sich die Gelegenheit bietet. Ein solcher Anlass war der 1. Mai. Schon am Vormittag becherte das Duo kräftig, machte bis zum Abend weiter. An einem Dönerstand traf es dann auf das spätere Opfer. Jonas J. besaß gar keine Erinnerung mehr an die Gewaltorgie. Maik M. – er war mit 2,8 Promille ebenfalls voll bis zum Stehkragen – konnte sich zumindest noch eines Faustschlags entsinnen, den er dem völlig Ahnungslosen verpasste. „Tut mir leid“, nuschelte der Kahlgeschorene. „Aber ich kann es ja nicht mehr rückgängig machen.“ Auch Jonas J. gab sich reumütig.
Frank F. hätte die Möglichkeit, Schmerzensgeld einzuklagen. Doch das wollte er nicht. Auch einen Täter-Opfer-Ausgleich, bei dem er sich mit seinen Angreifern an einen Tisch setzen und über das Geschehene reden könnte, lehnte er ab. Er möchte nur „endlich mit der Sache abschließen“, betonte er im Zeugenstand.
„Ich fuhr Streife, als uns die Leitstelle über eine Schlägerei am Keplerplatz informierte“, erinnerte sich Achmed G. (39) von der Wache Babelsberg. Wenig später war der Polizeibeamte am Tatort, sah, wie Jonas J. dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht versetzte. „Es ist überraschend, dass die Angeklagten ein derartiges Aggressionspotenzial an den Tag legten“, so Richterin Holk. Beide Potsdamer fielen in der Vergangenheit noch nicht mit Gewalttaten auf. Allerdings ist Jonas J. wegen Trunkenheit am Steuer vorbestraft. (*Namen geändert.) Hoga
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