ATLAS: Uneingebettet
Guido Berg lehnt einen Vorschlag zur journalistischen Einbindung ab
Stand:
Die Macher der neuen Mitte Potsdam bitten die Journalisten um eine zurückhaltende Berichterstattung über die Beeinträchtigungen, die die Riesenbaustelle „am offenen Herzen Potsdam“ für Einwohner und Gäste mit sich bringen wird. Die Baubeigeordnete will eine „konstruktive Begleitung“ der Bauarbeiten durch die Presse – konstruktiv im Gegensatz zu kritisch. Der Sanierungsträgerchef Erich Jesse stellt sich gar „embedded journalists“ vor, wie sie im Irakkrieg von der US-Armee eingesetzt wurden: „Eingebettet“ in reguläre Militäreinheiten zogen Reporter in Uniform (!) mit den Truppen mit und berichteten über deren Heldentaten. Als Gegenleistung für Actionfotos und Extrainformationen unterlagen die „Eingebetteten“ der Zensur. Informationen, die den Militärs nicht gefielen, drangen selten in die Öffentlichkeit. Genötigt durch den Vorschlag hier die Antwort: In die Gestaltung der neuen Mitte wird kein Journalist dieser Zeitung „eingebettet“ sein. Denn die Pressefreiheit und die Normen des Journalismus sind wichtige Errungenschaften der Demokratie – und wir haben nicht das Mandat, auch nur ein Stück davon preiszugeben. Wir haben vielmehr die Pflicht zur umfassenden, objektiven und wahrheitsgemäßen Berichterstattung. Dazu gehört auch notwendige Kritik an der Großbaustelle Potsdam. Selbst wenn es schmerzt.
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