
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Unentbehrliche Helfer
Rund 60 Potsdamer Ehrenamtler sind für ihre Arbeit geehrt worden
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Drewitz - Bis zu 40 Essen werden täglich in der Suppenküche der Volkssolidarität für Bedürftige zubereitet. Ohne die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre das kaum möglich. Einer von ihnen ist Bernd Maaß. Bereits seit acht Jahren fährt er das Suppenküche-Auto, holt Lebensmittelspenden ab und wirbt bei Sponsoren. Schon während der Kindheit und Jugend engagierte sich der heute 67-Jährige für seine Mitmenschen. „Bevor zu Hause etwas weggeworfen wurde, habe ich die Reste unseres Mittagessens lieber den Nachbarn vorbeigebracht“, sagte Maaß.
Um die Leistung solch engagierter Potsdamer anzuerkennen, lud Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zusammen mit der kommunalen Bauholding Pro Potsdam am gestrigen Freitag rund 60 engagierte Helfer zu einer jährlichen Dankesfeier in das Drewitzer Begegnungszentrum „Oskar“ ein. Bei Kaffee und Kuchen hatten die Ehrenamtler Gelegenheit, mit Jakobs persönlich über ihre Erfahrungen und Anregungen zu sprechen.
Maaß etwa erzählte, zu seinem sozialen Denken habe ihn vor allem seine Großmutter erzogen. Sie war es, die ihm nach Niederlagen immer wieder neuen Mut gab, weiterzumachen. Ihr Motto begleitet ihn noch bis heute: „Man kann fallen, aber immer nur auf die vorletzte Stufe. Und man darf niemals vergessen, wieder aufzustehen.“
Das Ehrenamt ist für Maaß und seine Frau Renate ein Vollzeitjob. „Ohne Teamwork geht da nichts“, so Maaß, „wir stehen immer zueinander.“ Wenn es nach ihm geht, müssten auch die einzelnen Sozialverbände einen viel engeren Kontakt zueinander pflegen. Für ihn geht es beim Ehrenamt auch darum, die Nöte und Sorgen der anderen zu kennen. „Erfahrungsaustausch ist die billigste Investition“, sagte Maaß. Ehrenamtliche Arbeit sei schon aus rein menschlicher Sicht unabdingbar: „Ehrenamtler erledigen ihre Arbeit mit Herz, weil sie bestimmte Erfahrungen wie Armut teilweise selbst durchlebt haben.“
Für kulturelle Unterhaltung sorgte am Freitag eine Gruppe des Drewitzer Projekts „Tanz-Welten“. Rund 30 Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 14 Jahren studieren im Rahmen des Projekts volkstümliche Traditionen und Tänze anderer Länder ein, die sie auf mehreren Veranstaltungen präsentieren. So auch beim Ehrenamtsempfang. In aufwendigen Kostümen wurde zu russischen Volksliedern wie dem bekannten „Kalinka“ gesungen und getanzt. „Mir hat besonders gefallen, dass Russland und die Ukraine bei der Aufführung vereint dargestellt wurden – die politische Realität sieht natürlich anders aus“, sagte Jakobs.
Laut Jakobs sähe Potsdam ohne die Leistung der ehrenamtlichen Mitarbeiter arm aus. „Die Ehrenamtler bereichern unsere Stadt. Ohne sie wäre Potsdam nicht lebenswert.“ Der materielle Wert, den die Stadt aufbringen müsste, um die Arbeit der insgesamt rund 6000 ehrenamtlichen Helfer nach dem aktuellen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde zu vergüten, liege bei mindestens fünf Millionen Euro, so Jakobs: „Das ist eine Summe, die die Stadt nicht bezahlen könnte.“
Die multikulturelle Aufführung nahm er auch zum Anlass, auf die gegenwärtigen Konflikte und Kriege in der Welt aufmerksam zu machen. Demnach seien nicht nur Schüler, Familien oder ältere Menschen in Zukunft auf mehr Unterstützung angewiesen. Auch das Willkommenheißen von Flüchtlingen in der Landeshauptstadt sieht Jakobs als eine zentrale ehrenamtliche Leistung – dies sei eine Aufgabe der gesamten städtischen Gesellschaft. Mareike-Vic Schreiber
Mareike-Vic Schreiber
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