Landeshauptstadt: Ungebrochenes Verständnis

Berliner Vorstadt - „Die Jugend von heute geht nicht mit genug Ernst in die Ehe. Sie ist eine große Verantwortung.“ Karl Futschek weiß, wovon er redet. Gestern feierte er Diamantene Hochzeit – 60 Jahre ist der 1920 Geborene mit seiner Frau Charlotte verheiratet.

Dass es in dieser langen Zeit nicht nur „Sonnentage“ gab, räumt Karl Futschek ohne Zögern ein. An Trennung hätten er und seine Frau dennoch nie gedacht. „Wir fühlten immer, dass wir zusammen gehören“, sagt er. Der Schlüssel ihrer Beziehung sei Verständnis für den anderen – ein Verständnis, das auch durch die Demenzerkrankung seiner Frau vor einigen Jahren nicht gebrochen werden konnte.

Dabei hatte nicht alles wie im Bilderbuch begonnen: Charlotte musste mit ihren zwei Kindern zu Kriegsende fliehen und kam auf Umwegen nach Oschersleben. Dort traf sie bei einem Tanzabend auf ihren künftigen Mann Karl Futschek. „Liebe auf den ersten Blick war es nicht“, erinnert der sich: „Wir haben uns erst richtig kennen lernen wollen.“ Doch schon bald waren sie sich sicher, heirateten – und Karl Futschek adoptierte Charlottes zwei Kinder. 1946 war an eine Hochzeitsreise nicht zu denken, diese holten die beiden später ausführlich nach: Besonders die Hohe Tatra in der heutigen Slowakei hat sie fasziniert. „Sie war fast unsere zweite Heimat“, erinnert sich Futschek.

Dass er bei seinen Erzählungen feuchte Augen bekommt, ist nicht verwunderlich – nur wenige Menschen haben 60 Jahre lang „viele schöne Stunden und Tage“ mit dem gleichen Partner verbracht. Nunmehr wohnen beide im Potsdamer Bürgerstift in der Berliner Vorstadt. „Und wir verstehen uns heute noch, auch ohne viele Worte.“MF