Landeshauptstadt: Ungekünstelte Heiterkeit
Frauentagsfeier im fast ausverkauften Nikolaisaal
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Frauentagsfeier im fast ausverkauften Nikolaisaal Innenstadt - „Ist das hier das Abendprogramm?“, fragte eine Besucherin und griff zu dem Zettel, den die Gewerkschaftsvertreterinnen am Eingang des Nikolaisaales verteilten. Herzliches Lachen war die Antwort: „Na klar.“ „Frauen bewegen Politik“ stand auf dem Blatt des DGB. Inzwischen füllte sich das Foyer vorwiegend mit Besuchern weiblichen Geschlechts, die zur Festveranstaltung „Junges Gemüse und altes Eisen - Frauen im Wandel der Generationen“ anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März gekommen waren. Eine Mischung aus ernstem Anliegen und ungekünstelter Heiterkeit bestimmte die Atmosphäre des Abends, den die Chefin des Potsdamer Filmmuseums, Bärbel Dalichow, mit Betrachtungen über die Schönheit der Jugend und des Alters eröffnete. Getreu dem Motto des Abends forderte sie auf: „Helfen wir dem süßen Vogel Jugend, seine Flügel auszubreiten.“ Der liebevolle Beifall für die anschließenden musikalischen Darbietungen des Kinderchores der Städtischen Musikschule Potsdam bestätigte Dalichows Worte: „Es ist anstrengend, nervend, aber wunderbar mit Kindern zu leben.“ Mit ihren Betrachtungen über das Verhältnis von Großmüttern und Enkeln zog anschließend die Schriftstellerin Gisela Steineckert vor allem die älteren Besucherinnen in ihren Bann. In bewährter Art – sie veröffentlicht derzeit ihr 41. Buch – fand sie poetische Worte über die Frauen, beleuchtete durchaus selbstkritisch deren kleine Schwächen: „In der Arbeit kommt die Frau schnell auf den Punkt, in ihren Irrtümern nicht.“ Das Los der Frauen in der heutigen Zeit nahmen die Damen des Kabaretts „Die Formlosen“ aus Templin auf die Schippe. Spontanen Beifall gab es für die Formulierung „Amt für Nichtarbeitsvermittlung“. Die Politiker bekamen ihr Fett im Allgemeinen ab – Stichworte Gesundheitsreform und Hartz IV – die als Gast anwesende Ministerin Dagmar Ziegler im Speziellen: „Die Familienministerin beklagt fehlende Verantwortung der Frauen, da kommt sie erst jetzt drauf ...“ Doch das fanden nicht alle Zuschauerinnen angemessen. „Ungerecht“ sei gewesen, wie das Kabarett die Mitarbeiter der Arbeitsagentur charakterisiert hatte, meinte die Potsdamerin Bela Schröder. Auch die 22-jährige Studentin Stefanie Grimm fand die Kritik zu allgemein. „Super, klasse, das ganze Programm“, äußerte die Rentnerin Brigitte Jakob dagegen ihre Begeisterung. Schluss war nach dem offiziellen Teil noch lange nicht. Jung und Alt zeigten auf der Tanzfläche im Foyer, was sie „drauf haben“. Wer keinen Tanzpartner abbekam konnte zum Trost einen Beutel Gemüse mit nach Hause nehmen. Dieses wurde statt Blumen an die Zuschauerinnen verteilt.Brigitte Einbrodt
Brigitte Einbrodt
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