Landeshauptstadt: Ungetreuer Rechtsanwalt?
Gericht will Konten prüfen/Prozess wird Montag fortgesetzt
Stand:
Gericht will Konten prüfen/Prozess wird Montag fortgesetzt AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein Obwohl der Staatsanwalt eine Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 80 Euro wegen Untreue für Magnus M. * (43) beantragt – was einem Berufsverbot für den Rechtsanwalt gleichkäme – , kann Amtsrichter Eckardt am Ende des Verhandlungstages kein Urteil sprechen. Noch ist ihm nicht klar, ob der angeklagte Jurist vorsätzlich Mandantengelder in Höhe von rund 2700 Euro veruntreute. Er will das Geschäftskonto des Rechtsgelehrten einsehen. „Sollte sich da tatsächlich ein Vermögensverfall abzeichnen, ist die Sache eindeutig“, so der Vorsitzende und beraumt einen zweiten Prozesstag an. „Ich habe mich nicht strafbar gemacht“, verteidigt sich Rechtsanwalt Magnus M. selbst. „Gut, ich habe meine Kanzlei schleifen lassen und wegen gesundheitlicher Probleme etwas den Überblick verloren“, räumt er ein. Aber letztendlich sei das Geld doch dort gelandet, wo es hingehöre. Laut Anklage überwies eine Mandantin im Juli 2002 nach einem außergerichtlichen Vergleich 8613 Euro auf ein von dem Juristen eingerichtetes Treuhandkonto. Dieses Geld sollte er dem ehemaligen Lebensgefährten der Mandantin auszahlen. Magnus M. soll allerdings 2686,13 Euro für sich verwendet haben. „Im September 2002 hat mein Ex-Partner 6000 Euro erhalten“, berichtet Sabine E.* im Zeugenstand. „Der Rest der Summe sollte im darauf folgenden Monat fällig werden.“ Als die Zahlung ausblieb, habe sie mindestens zehnmal versucht, telefonisch Kontakt zu Magnus M. aufzunehmen, erzählt die Potsdamerin. „Zuerst war ja noch sein Anrufbeantworter geschaltet. Später gab es gar kein Lebenszeichen mehr. Ich rief bei der Anwaltskammer an. Dort sagte man mir, die Kanzlei von Herrn M. existiere noch.“ Durch die Schlamperei des Rechtsanwalts sei sie ganz schön in die Zwickmühle geraten, erinnert sich die Zeugin. Der Ex-Freund hatte sich eine neue Küche gekauft, die Steuervorauszahlung war fällig. „Er rechnete mit dem Geld und machte mir die Hölle heiß.“ In ihrer Panik habe sie sich an einen anderen Rechtsanwalt gewandt. Der habe dem säumigen Kollegen eine weitere Frist für die Rückzahlung der Restsumme gesetzt. Als auch nach mehreren Mahnungen kein Geld floss, schaltete der neue Anwalt die Ermittlungsbehörde ein. „Warum haben Sie auf die Schreiben nicht reagiert“, fragt der Staatsanwalt. Magnus M. behauptet, ihm sei des öfteren Post aus seinem Briefkasten gestohlen worden. Zudem habe ein in Auftrag gegebener Nachsendeantrag nicht funktioniert. „Ich habe aber sofort gezahlt, als mich der Brief meines Anwalts-Kollegen an der neuen Adresse erreichte“, beteuert der Angeklagte. Die Verhandlung wird am kommenden Montag fortgesetzt. (* Name geändert.)
Gabriele Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: