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Landeshauptstadt: Ungewöhnliche Reise durchs Wasser-Alphabet

Ein Nachschlagwerk benennt Potsdams Verbindungen zum feuchten Element von A bis Z

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Kaum jemand weiß, dass Potsdam Anfang des 19. Jahrhunderts fast ein Kurort geworden wäre. 1818 war in der Berliner Vorstadt, Neue Königsstraße 26, eine „Mineralquelle“ entdeckt worden und der geschäftstüchtige Grundstückseigentümer errichtete nach einigen positiven Expertisen eine private „Kuranstalt“ und das Gesundbaden boomte. Später stellte sich dann aber heraus, dass vermutlich versickerte Gerberlohe auf den eigenartigen Geschmack des Wassers und seine Zusammensetzung Einfluss hatte. Kein Wunder, dass der Badebetrieb wieder einschlief.

Diesen Ausschnitt aus seinem Potsdamer Wasser ABC gab Lothar Binger am Donnerstagabend im Naturkundemuseum zum Besten, obwohl man „eigentlich bei der Vorstellung eines Sachbuches keine Lesung“ mache. Doch im besonderen Fall kamen sowohl der Ausschnitt über Potsdam als Kurstadt wie die Sage zur Entstehung des Teufelssees gut an. In der angenehmen Museumsumgebung erfreuten Aufnahmen von Potsdams Wasserseite bis hin zu Brunnen das Auge und so konnte ganz nebenbei, unterstützt durch ein sachkundiges Publikum, Ernstes und Kurioses erzählt werden.

177 Schlagworte geben in alphabetischer Reihenfolge Auskunft über Potsdams Wasser von Alter Fahrt bis Zugbrücke. Wobei sich hinter vielen Worten wie Kanal, Neptun oder auch Wasserschäden eine ganze Reihe von Informationen verbirgt. Denn schon zu Friedrich II. Zeiten war nicht alles in Ordnung, was sprudeln sollte oder nahe ans Wasser gebaut war. Zum wässrigen Thema wurde eine Fülle an Wissen zusammengetragen, das sich generell auf das feuchte Element konzentriert. Von frühester Geschichte bis in die Gegenwart werden dem Leser Wasserbauwerke und natürliche Wasseradern nahegebracht, wobei die Zeit der baulustigen Preußenkönige eine besondere Rolle spielt. Wer weiß, was er sucht, wird es schnell finden. Die Zusammenstellung des Wissens in alphabetischer Reihenfolge bringt aber auch Probleme mit sich. Was zum Beispiel sucht die Kanutin Birgit Fischer zwischen den Feuchtigkeitsschäden und der Fischerei?

Der Kunsthistoriker Binger sowie seine Lebensgefährtin und Mitarbeiterin Susann Hellemann zogen nach der Wende von Berlin nach Kleinmachnow, kennen ihr Metier genau und haben im vorigen Jahr schon ein Buch über Potsdamer Balkone herausgebracht. Speziell Binger ist Fachmann auf dem Gebiet der Baugeschichte und verfügt über ein immenses Archiv. Aber auch in der Gegenwart recherchierte das Paar akribisch. Allein für das Wasser ABC seien über 1000 neue Fotos gemacht worden, erzählt Hellemann.

Und doch muss auch ein belesener Fast-Alles-Wisser immer wieder Hilfe in Anspruch nehmen. So habe ihm das Naturkundemuseum speziell bei Fragen der Flora und Fauna wichtige Dienste geleistet, bedankte sich Binger artig bei allen, die geholfen haben. Er nannte dabei auch die Hoffbauer-Stiftung, die ihm wertvolles Fotomaterial aus ihrem Archiv zur Verfügung stellte.

Potsdamer Wasser ABC, 136 Seiten mit vielen Abbildungen, erschienen im Hendrik Bäßler Verlag Berlin, 14.95 Euro

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