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Aus dem GERICHTSSAAL: Unschuldiger? Profi? Glückspilz? 60 000-Euro-Diebstahl bleibt ungeklärt

Die Turnschuhe waren ein Allerweltsmodell, das Gesicht des Diebes wurde von der Überwachungskamera nicht erfasst. Dennoch vermuteten Mitarbeiter eines Callcenters in der Behlertstraße, der Täter könne ihr Kollege Sören S.

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Die Turnschuhe waren ein Allerweltsmodell, das Gesicht des Diebes wurde von der Überwachungskamera nicht erfasst. Dennoch vermuteten Mitarbeiter eines Callcenters in der Behlertstraße, der Täter könne ihr Kollege Sören S.* sein. Schließlich trug er am 29. Mai 2013, dem Tag vor dem Verschwinden diverser Spiegelreflexkameras, Camcorder sowie eines Projektors im Gesamtwert von 58 000 Euro ebensolche Treter. Auch die dunkle Kleidung und die Statur des Eindringlings auf dem Video stimmten. Für die Ermittlungsbehörden bestand ebenfalls ein hinreichender Tatverdacht. Am 12. Januar fand der erste Verhandlungstag wegen Diebstahls im besonders schweren Fall vor dem Schöffengericht statt. Sören S. (25) bestritt die Tat, und die Richterin Reinhild Ahle beraumte einen weiteren Prozesstermin an. Bis dahin sollten sämtliche Transaktionen im betreffenden Zeitraum auf dem Konto des gebürtigen Dänen geklärt und sein Ebay-Account unter die Lupe genommen werden. Am zweiten Prozesstag erfolgte nun Entwarnung: Keine außergewöhnlichen Bewegungen auf den Konten. „Ein Tatnachweis ist nicht mit hinreichender Sicherheit zu führen“, befand Ahle und sprach Sören S. nach dem Grundsatz „In dubio pro reo“ frei.

Alle der gut 80 Mitarbeiter des Unternehmens besäßen eine elektronische Schlüsselkarte für die beiden Großraumbüros, erzählte Ex-Kollegin Verena V.* (25) beim ersten Termin. Zu dem gläsernen Showroom, aus dem die teure Technik verschwand, habe Sören S. aber keinen Zugang gehabt. Der Schlüssel werde normalerweise in einem Rollcontainer aufbewahrt, der nach Dienstschluss von einem Teamleiter verschlossen wird. An dem besagten Tag sei der Schlüssel einfach unter eine Computer-Tastatur gelegt worden. Nach dem Vorfall sei das elektronische Schließkartensystem geändert worden. Der Schlüssel zum Schaukasten mit den hochwertigen Geräten werde nun in einem Safe mit Zahlenkombination verwahrt.

Kundenmanager Robert R.* (40) berichtete im Zeugenstand: „Keiner konnte sich mehr erinnern, wer an dem Abend als Letzter gegangen ist. Wir können auch nicht mit Sicherheit sagen, ob der Showroom verschlossen war.“ Beim Vergleich der Tages- und Nachtaufnahmen der Videokamera habe sich für ihn der Verdacht erhärtet, dass Sören S. der Täter sei. „Es sind seine Bewegungen, die mich ziemlich sicher machen“, betonte der Manager. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei keine Beweismittel in der Wohnung von Sören S.. „Es ist möglich, dass der Angeklagte einfach nur Glück hatte. Ob er der Dieb war, weiß nur er allein“, sagte Staatsanwältin Mareen Laggies. (*Namen geändert.) Hoga

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