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Links und rechts der Langen Brücke: Unsensibel

Links und rechts der Langen Brücke Jan Brunzlow über die Villa Grenzenlos, die eine gescheiterte Übergabe hinter sich und ein neues Nutzungskonzept vor sich hat Die Strategie der Stadtverwaltung bei der Übergabe der Villa Grenzenlos in freie Trägerschaft hinterlässt einen bitteren Beigeschmack bei vielen Beteiligten. Der unsensible Umgang mit dem traditionsreichen Haus und seiner jüdischen Geschichte dokumentiert sich jetzt auch in einem Gutachten und dessen Inhalt.

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Links und rechts der Langen Brücke Jan Brunzlow über die Villa Grenzenlos, die eine gescheiterte Übergabe hinter sich und ein neues Nutzungskonzept vor sich hat Die Strategie der Stadtverwaltung bei der Übergabe der Villa Grenzenlos in freie Trägerschaft hinterlässt einen bitteren Beigeschmack bei vielen Beteiligten. Der unsensible Umgang mit dem traditionsreichen Haus und seiner jüdischen Geschichte dokumentiert sich jetzt auch in einem Gutachten und dessen Inhalt. Der Verein für Weltoffenheit und Menschenwürde wurde von der Stadtverwaltung gebeten, eine Nachnutzung für die Villa Grenzenlos zu erarbeiten. Die Idee war eine Akademie für Stipendiaten. Jene Idee also, die danach auch ein in Auftrag gegebenes externes Gutachten ergab – eine schöne Grundlage für ein europaweites Ausschreibungsverfahren, um einen geeignete Betreiber zu finden. Doch das Gutachten fand im Ausschreibungsverfahren keine Erwähnung. Fast könnte man meinen, die Stadtverwaltung wollte in diesem Verfahren gar keinen Bewerber hervorbringen. Doch es meldete sich jemand: die Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft (BBAG) als letztendlich einziger Bewerber. Die Stadt bat daraufhin die BBAG, den ursprünglichen Verfasser des neuen Gutachtens, den Verein für Weltoffenheit, auch ohne eigene Bewerbung in das Verfahren einbinden zu können. Die BBAG lehnte ab, das Ausschreibungsverfahren wurde beendet und ein neues Verfahren mit der Frist 5. Januar 2005 begonnen. Seit gestern liegt das Gutachten von Claudia Lemhoefer nun offiziell als Ausrichtung für die Nachnutzung vor. Sie nennt darin als eine der Begründungen für die Nutzungsänderung, Beratungs- und Weiterbildung von Migranten in der Villa entsprächen „weder dem Charakter des Hauses noch dem des prominenten Villenviertels“. Dieser Satz in Bezug auf ein Haus, das von Nachkommen der jüdischen Besitzer mit der Maßgabe der integrativen Arbeit für Zuwanderer 1998 an die Stadt verkauft wurde, ist mehr als sprachlich unsensibel. Er ist in seiner Diktion diskriminierend gegenüber Migranten und für das weitere Verfahren schädlich.

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