Sport: „Unten fängt es an“

Björn Laars hatte im vergangenen Jahr die Idee. „Lasst uns doch mal ein Fußballcamp auf die Beine stellen“, sagte der ehemalige Spieler des SV Babelsberg 03, der inzwischen die Geschäftsstelle leitet. Gleich im Sommer setzte er es mit dem Sportlichen Leiter Almedin Civa, dem Nachwuchs-Koordinator Enrico Große und dem heutigen Trainer der ersten Mannschaft, Cem Efe, um – und wegen des großen Andrangs wurde im Herbst gleich noch ein zweites durchgeführt.

Auch in diesen Tagen werden wieder mehr als 30 Kinder für eine Woche beim SVB betreut, danach kommt die nächste Gruppe. Natürlich steht das gemeinsame Fußballspielen im Vordergrund. Aber auch Leistungs- und Sprinttests werden durchgeführt. Ein Training mit dem Cheftrainer steht ebenso auf dem Programm wie ein Stadionbesuch und das gemeinsame Essen im Vip-Raum. Gestern ging’s zur Abwechslung in den Kletterpark. Rein finanziell sei das für den Verein ein Plus-Minus-Geschäft, wie Almedin Civa sagt. „Aber wir haben natürlich auch ein Auge auf besondere Talente“, sagt der ehemalige SVB-Spieler. „Denn die sollen fortan besonders gefördert werden.“

Das Wort „Nachwuchskonzept“ hört Civa nicht gern. Er spricht von „Durchlässigkeit“. „Ganz unten fängt es an“, sagt er. Intensive Kinder- und Jugendarbeit soll der Schlüssel dazu sein, dass der Verein schon bald mit immer weniger teuren Legionären auskommt und viel mehr talentierte Spieler aus den eigenen Reihen in die erste Männermannschaft hochzieht.

Und der Babelsberger Nachwuchs hat es in sich – das hat er gerade erst in der abgeschlossenen Saison unter Beweis gestellt. Unter anderem wurde die U 10 Meister der Kreisliga Havelland-Mitte, Landesmeister und Pokalsieger gegen das favorisierte Team aus Cottbus. Die U 11 belegte in der Landesliga West ebenso den zweiten Platz wie die U 12 in der Kreisliga, die U 13 wurde Erster in der Landesliga West, die U 15 – punktgleich mit dem Ersten – Dritter in der Brandenburgliga. Auch die von Matthias Rudolph trainierte U 17 (B-Jugend) triumphierte am Ende der Saison: Sie holte sich den Pokal und stieg in die Regionalliga auf. Und die von Sven Moritz gecoachte A-Jugend (U 19) stieg ebenfalls in die Regionalliga auf. „Für den Verein sind das großartige Ergebnisse“, sagt Almedin Civa. „Die Trainer und Betreuer machen wirklich einen sehr guten Job. Viermal pro Woche steht hartes Training auf dem Programm, besondere Talente trainieren fünfmal.“

Ein Nachwuchskonzept gab es auch in den vergangenen Jahren bereits – allerdings gab es auch immer wieder Lippenbekenntnisse. Aus dem eigenen Nachwuchs schaffte so gut wie keiner den Sprung in die erste Mannschaft. Das ist inzwischen anders: Es ist zu spüren, dass der Verein einen kompletten Neuanfang angeht. Im Freundschaftsspiel gegen St. Pauli bekam beispielsweise Laurin Von-Piechowski seinen Einsatz. Er kommt aus der A-Jugend und erhielt jetzt einen Vertrag bei den Männern. Jonas Schmidt stößt aus der U 23-Mannschaft zu den Männern. Seit einigen Jahren betreibt der SVB ein Internat in Babelsberg mit neun Plätzen für Talente, die von außerhalb kommen.

„Wir planen, in den nächsten Jahren ein Leistungszentrum aufzubauen“, sagt Civa. „Weil wir das nicht schon früher gemacht haben, entgingen uns bislang um die 150 000 Euro.“ Geld, das der Verein braucht. Und eine Möglichkeit, Talente noch besser zu fördern. Henner Mallwitz

Henner Mallwitz