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Homepage: Unter großem Druck

Tagung über soziale Arbeit und Sparpolitik

Nicht mehr länger hinzunehmen sei die heutige Sparpolitik im Bereich Soziale Arbeit, kritisierten gestern die Veranstalter der Tagung „Das Soziale als politisches Anliegen – Soziale Arbeit im Spannungsfeld von Sparpolitik und Gemeinwesenorientierung“ an der Fachhochschule Potsdam. Die zwischenmenschlichen Beziehungen, ein Grundgedanke der sozialen Arbeit, seien durch die vielen Sparmaßnahmen verloren gegangen, sagte die Professorin Jutta M. Bott, zuständig für den Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule. Gemeinsam mit der „Soltauer Initiative zu Sozialpolitik und Ethik“ und dem Verein „Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie“ (DGSP) habe man versucht, einen Austausch zwischen Studenten und den insgesamt 110 Mitarbeitern aus Sozial- und Gesundheitsberufen voranzutreiben.

Neue Ideen und Reformen in die Politik bringen wollten die Initiatoren der Soltauer Initiative 2004, Renate Schernus und Fritz Bremer, bereits vor 30 Jahren. „Damals waren solche Reformbewegungen noch erwünscht“, so Bremer. Vor allem die Versuche, psychisch oder körperlich behinderten Menschen zu helfen und diese auch als Menschen anzuerkennen, hätten einen großen Teil der damaligen Reformbewegung ausgemacht. Heute würden sich Berufsanfänger in einer völlig anderen Situation wiederfinden, sagte Schernus. „Gefordert wird immer mehr Arbeit für wenig Geld“, betonte sie. Hinzu komme außerdem noch der hohe bürokratische Aufwand, der jegliche menschliche Beziehung zu den Klienten in den Hintergrund stelle, so Schernus.

Doch auch die Klienten blieben von der Sparpolitik keineswegs verschont, so der Vorsitzende des DGSP, Friedrich Walburg. Im Gegenteil, die sozialen Einrichtungen würden unter großem finanziellem Druck leiden, und könnten Klienten oft gar nicht mehr professionell betreuen, betonte er. Viele ehrenamtliche Mitarbeiter würden einen bezahlten Mitarbeiter heutzutage ersetzen, so der Vorsitzende. „Die Verelendung vieler Menschen wird in den nächsten Jahren stark zunehmen“, betonte Walburg. Deshalb müsse man einen sofortigen Dialog mit der Politik aufnehmen, forderte er. Ein Anspruch an die Politik sei außerdem, „die öffentlichen Diffamierungen von sozialer Arbeit einzustellen“, fügte Bremer hinzu.

In die Politik müsse sich auch die jüngere Generation wieder mehr einmischen, forderte die Studentin Christina Strumpf. Gerade deshalb sei der Austausch zwischen den Generationen wichtig, denn eine „menschliche Grundhaltung und zwischenmenschliche Beziehungen müssen wieder vermittelt werden“, betonte Bott. Susanna Maier

Susanna Maier

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