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Homepage: Unter veränderten Bedingungen Deutsche Botaniker tagten an der Universität

Die Luft ist feucht und warm, der Flügelschlag einer riesigen Libelle rauscht in den Ohren, gigantische Bäume, Farne und Riesenschachtelhalme stehen ringsum, alles ist anders und fremdartig. Das Brüllen eines Dinosauriers komplettiert die Szenerie: Das Farngewächshaus des Botanischen Gartens der Universität Potsdam verwandelt sich in einen Schauplatz aus der Urzeit.

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Die Luft ist feucht und warm, der Flügelschlag einer riesigen Libelle rauscht in den Ohren, gigantische Bäume, Farne und Riesenschachtelhalme stehen ringsum, alles ist anders und fremdartig. Das Brüllen eines Dinosauriers komplettiert die Szenerie: Das Farngewächshaus des Botanischen Gartens der Universität Potsdam verwandelt sich in einen Schauplatz aus der Urzeit. „In einem Land vor unserer Zeit“ heißt das Programm, mit dem Gartenpädagoge Steffen Ramm in den Köpfen seiner Zuhörer Bilder längst vergangener Zeiten entstehen lässt und sie in ferne Welten entführt.

Normalerweise sind es Vorschulkinder, für die Steffen Ramm und seine Kollegen aus dem Grünen Klassenzimmer die Dinos wiederauferstehen lassen, doch an diesem Nachmittag ist das Klientel ein ganz anderes. Die Teilnehmer der Jahrestagung des Verbandes Botanischer Gärten lassen sich von Steffen Ramm demonstrieren, wie eine erfolgreiche Umweltpädagogik funktioniert. Die Anregungen, die die Gäste mitnehmen, werden in ihre eigene Arbeit einfließen. Denn: „Eine wichtige Aufgabe der Botanischen Gärten ist es, Kinder an die Natur heranzuführen“, betont Gartendirektorin Jasmin Joschi. Der Botanische Garten Potsdam widmet sich dieser Aufgabe sehr intensiv und erfolgreich: „Die Nachfrage nach den pädagogischen Angeboten steigt jährlich um etwa 50 Prozent“, so der Kustos des Gartens, Michael Burkart. Aktuell werden 19 Themen angeboten, die sowohl Kinder im Vorschulalter als auch Jugendliche in der Sekundarstufe II ansprechen.

Das kindliche Interesse an den Urzeitriesen ist groß: „Es ist unglaublich, was die Kinder alles über Dinosaurier wissen“, erzählt Steffen Ramm. Dieses Vorwissen nutzen die Mitarbeiter des Grünen Klassenzimmers geschickt aus, um den Kindern spielerisch andere Aspekte der Urzeit näher zu bringen. Blühende Pflanzen gab es zu Zeiten der Riesenechsen nicht, die Pflanzenwelt dominierten Baumfarne, Bärlappe und Schachtelhalme. Farne zählen zu den ältesten Pflanzen der Erdgeschichte. Anstelle der Kinder begeben sich heute die Erwachsenen auf die Suche nach den verschiedenen Farnarten im Gewächshaus, die durch ihre individuellen Sporenmuster auf den Blattunterseiten erkennbar sind.

Das Farnhaus bietet für seine Bewohner beste Bedingungen. Temperatur und Feuchtigkeit werden genau auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt. Die Freilandpflanzen der botanischen Gärten sind dagegen Sonne, Wind und Regen direkt ausgesetzt. Andrea Lüttger vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) macht deutlich, welche Folgen der Klimawandel für die Pflanzenwelt in den Botanische Gärten hat. „Die hauptsächliche Erwärmung wird im Winter stattfinden“, erklärt die Klimaforscherin. In Zukunft werde es in Deutschland weniger Frosttage und mehr heiße Sommertage geben. Die Vegetationszeit, also die Zeit, in der Pflanzen wachsen können, sei bereits länger geworden, „In einigen Regionen Deutschlands bis zu 25 Tage“, so Lüttger. In der Pflanzenwelt haben diese Änderungen schon jetzt merkliche Auswirkungen. Die Blattentfaltung und die Blüte erfolgen früher im Jahr, die Herbstfärbung setzt später ein.

Das Instrument, mit dem diese Veränderungen der Natur dokumentiert werden, heißt „phänologischer Kalender“. Er verrät, wann die Hasel zum ersten Mal blüht, die Stieleiche die ersten Blätter treibt oder die Beeren des Schwarzen Holunders reifen. Jede Region hat ihren eigenen phänologischen Kalender. Zwischen 1961 und 1990 erschienen die ersten Blüten des Schneeglöckchens im Potsdamer Gebiet um den 10. März herum und zeigten damit den Beginn des Vorfrühlings an. In den darauffolgenden 15 Jahren hat sich die Schneeglöckchenblüte im Mittel rund 20 Tage eher gezeigt. Die Winter sind kürzer geworden. Auf den veränderten Rhythmus der Natur müssen sich die botanischen Gärten einstellen. Ebenso auf mehr Bewässerung der Pflanzen, denn die Sommer werden nicht nur heißer, sondern auch trockener. Heike Kampe

Heike Kampe

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