Auktion im KunstHaus Potsdam: Unterm Hammer
Auktion im „KunstHaus“ zugunsten des Vereins: 66 Künstler ließen ihre Werke von Peter Raue versteigern.
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Wie es um die Liebe zur Kunst steht, kann man derzeit gut im Hans Otto Theater sehen. Im Stück „Kunst“ von Yasmine Reza ersteigert sich ein Kunstliebhaber ein rein weißes Gemälde für 200 000 Francs – und brüskiert damit seine Freunde. Darf so wenig Kunst denn so viel Geld kosten? Vielleicht steht ja der eine oder andere Besucher der Auktion im „KunstHaus“ im Ulanenweg, die am gestrigen Sonntag stattfand, nun vor dem gleichen Problem. Wer Kunst liebt, greift für deren Besitz auch gern tief in die Taschen. Und was für den normalen Potsdamer schlicht unerschwinglich ist, wurde im „KunstHaus“ als absolutes Schnäppchen gehandelt.
Dabei ging es vorwiegend um den guten Zweck. 66 Künstler und Künstlerinnen hatten sich bereit erklärt, jeweils ein Werk zugunsten des „KunstHaus“-Vereins zu versteigern. Die Benefiz-Auktion war eine Idee der Leiterin Renate Grisebach, die mit Professor Peter Raue einen der umtriebigsten und enthusiastischsten deutschen Kunstsammler als Auktionator gewinnen konnte.
Ein schönes Bild mit nach Hause nehmen? Warum nicht: ein kurzer Blick ins Portemonnaie, immerhin 50 Euro, also gleich als Bieter registrieren lassen und mit der Bieternummer in der Hand ins „KunstHaus“. Das ist gut gefüllt, die zu versteigernden Bilder hängen an den Wänden, die ersten Favoriten sind schnell gefunden. „Wir sind überwältigt von dem Zuspruch“, sagt auch Vorstandsvorsitzende Birgit Möckel. Start für die Auktion: „Die Reihenfolge ist mit höchster Sensibilität vorgenommen – es geht nach dem Alphabet“, sagt Auktionator Raue, ein Kavalier alter Schule mit bunter Fliege und Einstecktuch, der die Bieter mit „Gnädige Frau“ anspricht – und „die gesamte moderne Kunst für ein Werk von Autodidakten und Dilettanten“ hält. Aber der Mann darf solche Witze machen, der kennt sich aus. Nummer eins auf seiner alphabetischen Liste ist die Bernauer Künstlerin Ina Abuschenko-Matwejewa mit einer Collage. „Fangen wir mal ganz niedrig an: Wer bietet 500 Euro?“
Mit Kleingeld sind keine Kunstauktionen zu machen, das wird schnell klar. Allerdings kamen hier auch keine Skizzen oder Drucke unter den Hammer, sondern Kunstwerke, deren Listenpreis in der Galerie oft das Zehnfache des Startgebots war. So etwa von dem niederländischen Künstler Armando, der nicht nur selbst vor Ort ist, sondern auch ein großformatiges, intensiv grünes Bild gemalt hat, das für 10 000 Euro den Besitzer wechselt. Überhaupt sind die Holländer mit Jan Commandeur, Sjoerd Buisman oder dem in Potsdam arbeitenden Künstler Menno Veldhuis überproportional vertreten.
Und es sind einige Hingucker dabei, die man sich nur allzu gern ins eigene Heim hängen oder stellen würde. „Ultramarinviolett“ von Christiane Conrad etwa, ein einfarbig lila Kunstwerk mit der Farbintensität einer Schokoladenverpackung, die großen Kleckse von Mercedes Engelhardt namens „I like the Universe and the Universe likes me“ – eine Joseph-Beuys-Analogie –, die für 1200 Euro den Besitzer wechselten. Oder ein Bild des Hyperrealisten Henning Maschke: Was wie ein Foto eines Glases aussieht, ist nämlich ein Gemälde – und schnell 800 Euro wert. Die Potsdamer Künstler, Fotografen wie Göran Gnaudschun etwa oder Monika Schulz- Fieguth, werden dann nicht ganz so hoch datiert.
Kunst ist eben auch Exklusivität, und die spürte man am Sonntag ganz besonders. „Ich werde von den Künstlern erschlagen, wenn ich hier rausgehe“, seufzte Auktionator Raue, der sich höhere Erlöse erhofft hatte. Immerhin bleiben aber 70 Prozent des Gewinnes der Auktion im „KunstHaus“: Da darf sich auch ein Künstler seiner Wohltätigkeit rühmen.
Oliver Dietrich
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