Landeshauptstadt: Unterm Hammer: Haus der Begegnung
Höchstgebot der Firma Semmelhaack / Stadt nimmt drei Wochen Wartefrist in Anspruch
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Höchstgebot der Firma Semmelhaack / Stadt nimmt drei Wochen Wartefrist in Anspruch Innenstadt - Gestern um 11.57 Uhr fiel der Hammer bei der Zwangsversteigerung des Hauses der Begegnung in der Gutenbergstraße. Rechtspflegerin Petra Bergmair, die keinen materiellen Hammer zur Hand hatte, verkündete mit leiser Stimme „zum Dritten“, dass Helmut Truppel als Bevollmächtigter der Firma Semmelhaack mit 1,3 Millionen Euro das Höchstgebot abgegeben habe. Eigentümerin des Grundstücks ist die Stadt Potsdam, zur Versteigerung stand das so genannte Erbbaurecht für das Gebäude. Wegen Insolvenz des vormaligen Eigentümers, des Vereins zur Förderung der Integration Behinderter, war es zur Zwangsversteigerung gekommen. Die Verbindlichkeiten des Vereins belaufen sich auf über 1,4 Millionen Euro. Mit dem Verkauf der Gebäude, die in den neunziger Jahren für den sozialen Vereinszweck mit Fördermitteln errichtet wurden, wäre der größte Batzen der Schuld getilgt. Gläubigerin ist die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS). Deren Bevollmächtigter, Dr. Ernst Jessen, zeigte sich gestern mit dem Erlös zufrieden und erteilte seinerseits den Zuschlag. Als Hauptgläubigerin hätte die MBS die Möglichkeit gehabt, die Versteigerung zu stoppen, wenn die erzielte Summe nicht gereicht hätte. Ganz in Sack und Tüten ist der Verkauf jedoch immer noch nicht. Die Stadt Potsdam weigerte sich gestern, den Zuschlag zu erteilen und bat sich die gesetzliche Entscheidungsfrist von drei Wochen aus. „Wir wollen den Erwerber erst kennenlernen“, hieß es als Begründung. Dieser, die Firma Semmelhaack, wollte bereits im vergangenen Herbst auf Betreiben des Insolvenzverwalters das Grundstück kaufen, was aber damals daran scheiterte, dass die Stadt hierfür nicht die notwendigen Vorleistungen brachte. Der Insolvenzverwalter Friedrich Seggebruch äußerte sich gestern zufrieden mit dem Ergebnis. „Damit wäre bei weitem die Hauptschuld getilgt“, sagte er. Die endgültige Entscheidung fällt nach der Festlegung der Rechtspflegerin nun am 10. Oktober, wenn die Stadt ihr Votum abgibt. Möglicherweise ist das ein rein formaler Akt. Denn die Behinderten haben immer noch kein neues Domizil, wenn auch der Umzug in das ehemalige Seniorenzentrum am Teufelssee 30 in der Waldstadt gesprächsweise zugesagt ist. Die Stadt rechnete offenbar nicht damit, dass Semmelhaack der einzige Bieter sein würde und hatte ihre Beauftragten möglicherweise instruiert, den Zuschlag noch nicht zu erteilen. Im Vorfeld hatte das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk Interesse am „Haus der Begegnung“ gezeigt. Bei unmittelbar Beteiligten stieß das Zögern der Stadt auf wenig Verständnis. „Drei Jahre lang lässt sich die Stadt nichts einfallen und jetzt will sie die Frist für den Zuschlag ausschöpfen“, spöttelt Björn Mettke, Inhaber der Musikkneipe. Mettke geht davon aus, dass er die Gaststätte nach dem Eigentümerwechsel weiter betreiben kann. Mit dem Zuschlag ergebe sich jedoch ein Sonderkündigungsrecht. Wie Semmelhaack das „Haus der Begegnung“ verwerten wird, steht offenbar noch nicht fest. Helmut Truppel verweist auf den gültigen Bebauungsplan, nach dem das Erdgeschoss zu fünfzig Prozent gastronomisch genutzt werden könne und das übrige Gebäude zum großen Teil für soziale, gemeinnützige oder kirchliche Zwecke. Ob spezielle Formen des betreuten Wohnens hier möglich sind, müsse noch geklärt werden. Reines Wohnen sei jedoch ausgeschlossen, obwohl für die Gutenbergstraße 50 Prozent Wohnanteil festgeschrieben sei.
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