Homepage: Unternehmen mit Nestschutz
Daniel Wetzel ist Vorsitzender des medienlabor Potsdam e. V., an der Uni studiert er Politik, Geschichte und Medienwissenschaft
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Daniel Wetzel ist Vorsitzender des medienlabor Potsdam e. V., an der Uni studiert er Politik, Geschichte und Medienwissenschaft Zehn Uhr, Treffen im Staudenhof. An dem sonnigen Herbstmorgen sitzt nur ein Gast vor den Türen des Cafés und liest Zeitung: Daniel Wetzel. „Hier wird erst um elf geöffnet.“ Er springt auf und überlegt wo ihm sonst noch der Kaffee schmeckt. Dann greift er seinen schwarzen Rucksack und holt sein Fahrrad. Knapp zehn Minuten später bestellt er sich in einem anderen Café einen Milchkaffee, der Milchschaum ist mit einem grinsenden Kakaogesicht verziert und bringt den Potsdamer zum Lachen. Daniel Wetzel ist der Vorsitzende des „medienlabor“ Potsdam, einem universitätsnahen Verein, der unter anderem Präsentationen für Firmen anbietet. Die Idee entstand nach einem Seminar zur Unternehmensgründung im Medienbereich bei dem Dozenten Hans-Jörg Pöttrich. Viel Theorie wurde gelehrt. Und die Realität? Elf Studenten wollten ausprobieren, was bei einer Unternehmensgründung zu beachten ist und wie das so läuft. Anfang 2004 gründete sich der Verein, eine Art Lernfirma. Im darauf folgenden Oktober ging es mit den ersten Projekten los. Vor allem an mittelständische Firmen richtet sich das Angebot, erzählt Daniel Wetzel. Seine rechte Hand spielt mit dem langen Metalllöffel, der neben dem Kaffeeglas liegt. Studenten von Uni und FH arbeiten mit, probieren sich im Layout, Texten und Webdesign. Jeweils in kleinen Gruppen bis zu vier Studenten werden die Projekte entworfen und umgesetzt. Von Flyern, Briefbögen über Plakatlayout bis hin zur Projektplanung und dem Einrichten von Redaktionssystemen reicht das Angebot des Medienlabors. Zwar habe der Verein in Golm ein kleines Büro im Keller des Haus 9 bezogen, doch eigentlich laufe der größte Teil der Arbeit dezentral vom heimischen Computer. Daniel Wetzel überlegt. Seine Arme sind auf dem Tisch aufgestützt und vor dem Gesicht gefaltet. Das funktioniere nur durch großes Engagement der Einzelnen. Etwas Geld für den Aufwand springe dabei ab, doch das Ganze sei eher etwas um Erfahrungen zu sammeln. Außerdem gebe es wenige Gefahren. „Wir genießen Nestschutz.“ Aus seiner Stimme klingt ein wenig Erleichterung. Denn begleitet wird die Arbeit der mittlerweile 23 Studierenden von mehreren Dozenten der Hochschulen. Dass er sich neben dem Studium ausprobieren und etwas praktisch tun kann, darüber ist der 1979 Geborene froh. Seit 1999 studiert Wetzel an der hiesigen Uni Politik, Neuere Geschichte und Medienwissenschaft. Die Fächer habe er aus Interesse gewählt. Das er hier studiert, habe sich so gegeben. Aber wirklich weggezogen habe es ihn auch nie. Nach seinem Abitur am Espengrund-Gymnasium entschied er sich für den Zivildienst, den er in einem Altenpflegeheim absolvierte. Vor gut sieben Jahren begann er dann Websites zu entwerfen. Meistens für sozial- und kulturell arbeitende Vereine wie dem Kabarett „Schwarzen Grütze“. Inzwischen hat sich sein Engagement im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit intensiviert. Er steht dem „medienlabor“ vor. Mehr als 15 große Projekte habe der Verein in den vergangenen elf Monaten begleitet. Er hofft, dass sich vielleicht so mancher aus dem Projekt heraus selbständig machen wird und so mit guten Voraussetzungen seine Weg findet. Er selbst meint, dass er nach seinem Studium erst mal in diesem Bereich weiterarbeitet. So etwas wie ein Hobby hat Daniel Wetzel nicht. Aber mit seinen Freunden verbringt er gerne Zeit. Mit ihnen verreist er auch immer wieder. Jährlich geht es für eine Woche nach Dänemark, „um sich richtig verwöhnen zu lassen“. Dann sind die letzen Fragen gestellt und der Kaffee getrunken. Daniel Wetzel nimmt seine Sonnenbrille, sucht seinen Fahrradschlüssel und seinen Rucksack. „Das Gespräch dauerte genau eine Milchkaffeelänge“, bemerkt er, lacht und geht seiner Wege. Ulrike Strube
Ulrike Strube
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