Landeshauptstadt: Unternehmen verweigern sich Klimaforschern
Interner Zwischenstand zum Klimaschutzbericht listet belastete Stadtviertel auf / Solardach-Seite geplant
Stand:
Zu den klimatisch belasteten Gebieten von Potsdam gehören die Innenstadt, das Gewerbegebiet in Babelsberg sowie Teile der Viertel Stern, Drewitz und Zentrum-Ost. Solche belasteten Gebiete sind zu mehr als 60 Prozent versiegelt und zu wenig begrünt. Zu diesem Ergebnis kommt Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einem aktuellen Zwischenbericht für das Klimaschutzkonzept, dass derzeit für die Landeshauptstadt erarbeitet wird. Das interne Papier, dass den PNN vorliegt, soll am 22. Juni erstmals dem hinter verschlossenen Türen tagenden Klimarat der Stadt vorgestellt werden.
Mit dem Klimaschutzkonzept will Potsdam ein ambitioniertes Ziel erreichen: Bis zum Jahr 2020 sollen die Kohlendioxidemissionen gegenüber denen des Jahres 2005 um 20 Prozent sinken. Was das heißt, erklärte gestern PIK-Forscher Fritz Reusswig bei einer Klimakonferenz der Verbraucherzentrale in einem Hörsaal der Fachhochschule am Alten Markt. „Wir müssen von 860 000 Tonnen CO2 auf 690 000 kommen“, sagte Reusswig. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten sich alle Potsdamer beteiligen.
Genau dies passiert offensichtlich noch nicht immer. So erfasst das PIK für das Klimakonzept auch die Energiedaten von Hausverwaltungen und weiteren Unternehmen aus der Landeshauptstadt, um damit ein Wärmekataster zu erstellen. Damit soll gezeigt werden, wo Häuser stehen, die energetisch ineffizient sind. Absagen von Institutionen, sich nicht an diesem Kataster zu beteiligen, haben die PIK-Forscher laut dem internen Papier von der Schlösserstiftung und dem Max-Planck-Institut erhalten. Ebenso sich nicht beteiligen wollen sich die Hausverwaltungen von Kirsch & Drechsler in Babelsberg und die Gesellschaft von Theodor Semmelhaack, der momentan größte private Investor für Neubauten in Potsdam.
Doch vermeldet die Vorlage für den Klimarat auch Positives. So wird es für Bürger eine Solardach-Seite im Internet geben, mit der Bürger für jeden Platz in der Stadt einfach berechnen können, ob sich dort eine Solaranlage auf dem Dach lohnen könnte. Mit diesem Programm soll es zudem möglich sein, sich Angebote zur Finanzierung und Förderung zu holen. Integriert sein soll auch ein Wirtschaftlichkeitsrechner. „Wir führen derzeit auch Gespräche mit dem Bereich Denkmalschutz, ob und wie Solaranlagen an denkmalgeschützten Häusern möglich ist“, sagte Reusswig bei seinem Vortrag in der Fachhochschule. 25 Prozent der 48 000 Häuser in Potsdam unterliegen dem Denkmalschutz. Laut dem internen Papier sollen diese Gebäude auf der Solar-Homepage gekennzeichnet werden.
Noch ist das Klimaschutzkonzept noch nicht fertig. Als nächster Schritt soll laut dem Papier aus dem PIK unter anderem im Bereich Verkehr berechnet werden, welche Wirkungen bestimmte Änderungen im Potsdamer Wegenetz haben. Dabei soll ein Maßnahmenkatalog erarbeitet werden. Ebenso sind zahlreiche öffentlichkeitswirksame Maßnahmen angedacht, um die Bevölkerung für Klimaschutz zu sensibilisieren: Unter anderem ein „Potsdamer Klimasparbuch“, ein Förderclub „pro Klima Potsdam“ sowie ein Klimafest. Als weiterer Punkt erwähnt ist ein Solardampfer: „Ein Ausflugs- und Tanzboot mit Signalwirkung.“ HK
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: