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MEIN WENDEHerbst: Unterrichtsausfall

JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9.

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JAHRE

MAUERFALL

Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9. November fällt die Mauer. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Marion Mattekat. Die 47-jährige Diplom-Bibliothekarin ist Leiterin der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek.

Als Marion Mattekat am Morgen des 10. November 1989 aus dem Haus ging, traute sie ihren Augen nicht. „Da fuhr ein Trabant laut hupend immer hin und her“, erinnert sie sich. Und das mitten in Westberlin. Von Schabowskis Zettelwirtschaft am Vorabend und den damit verbundenen Ereignissen hatte Mattekat noch nichts mitbekommen – ebenso wie ihre Fahrlehrerin, denn Marion Mattekat war an jenem Morgen auf dem Weg zu ihrer Fahrstunde. Doch mit der war schon kurze Zeit später Schluss. „Der Verkehr brach ja praktisch zusammen.“

An den Straßenfeiern im Westteil der Stadt nahm Mattekat nicht teil. „Wir haben das Umgekehrte gemacht und sind in den Osten gefahren.“ Nach dem Wegfall des Zwangsumtauschs „hat das endlich mal nichts gekostet“, sagt sie augenzwinkernd. Das zwischenzeitig fast entvölkerte Ostberlin lernte die Westberlinerin so ganz neu kennen. In den noch unsanierten Hackeschen Höfen hatten schon die ersten Kneipen geöffnet. „Es hat richtige Aufbruchstimmung geherrscht.“

„Wunderbar“ seien diese Tage gewesen, auch heute noch empfindet sie die Zeit als „unglaublich bewegend“. Vor allem, weil sie als Westberlinerin durch die Mauer eingeschlossen war. „Endlich konnte sich die Stadt öffnen“, sagt Mattekat. „Als ich zum ersten Mal durch das Brandenburger Tor gelaufen bin, lief mir ein Schauer über den Rücken. Für mich war das das Symbol der Wende.“

Nach einem kurzen beruflichen Intermezzo in Bielefeld bewarb sich Mattekat 1996 in Potsdam. In der Bibliothek war eine Abteilungsleiterstelle ausgeschrieben – inzwischen hat sie es zur Chefin des Hauses gebracht. Jeden Tag fährt sie nun von Berlin-Lichterfelde nach Potsdam. „Dass das möglich ist, finde ich immer noch unglaublich.“ pee

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