
© Jan Kuppert
Von Thomas Gantz: Unterschiedliche Philosophien
Der 1. FFC Turbine Potsdam erwartet morgen den 1. FFC Frankfurt zum DFB-Pokal-Viertelfinale
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Bernd Schröder war bislang nicht dafür bekannt, sein sportliches Lebenswerk in einzelne Zeitspannen unterteilt zu haben. Überhaupt beschäftigt sich der Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam nicht mehr als nötig mit der Vergangenheit. Vor dem morgigen DFB-Pokal-Viertelfinalspiel gegen den 1. FFC Frankfurt (13.15 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) machte er eine Ausnahme und sprach davon, nunmehr mit seinen Spielerinnen „das erfolgreichste der vergangenen drei Jahre zum Ende führen zu wollen.“
Tatsächlich könnte es aus Turbine- Sicht kaum einen würdigeren Schlusspunkt hinter das überaus erfolgreiche Jahr 2009 geben, als den neuerlichen Gang gegen der Dauerrivalen aus der hessischen Bankenmetropole. Zum Binnenverhältnis beiden Spitzenteams ist viel geschrieben worden. Schröder beließ es gestern dabei, von zwei ganz unterschiedlichen Philosophien im Umgang mit den Thema Frauenfußball zu sprechen.
Die ewige Mär vom Glaubenskampf zwischen Teamspirit und – wenn man denn im Frauenfußball davon sprechen will – zusammengekauftem Starensemble nervt ihn scheinbar auch schon ein wenig. Sie trifft dennoch zu und der FFC Turbine hatte diesen vor einigen Wochen schon einmal eindeutig für sich entschieden. 4:1 endete das Meisterschaftsspiel gegeneinander vor knapp vier Wochen. Für den morgigen Vergleich, so sieht das auch Schröder, habe das keinerlei Relevanz. „Der klare Sieg hat uns natürlich gut getan. Eine Niederlage im Pokalspiel würde nun vieles verwischen“, so der Turbine-Trainer, der die Erfolge dieses Jahres wohl auch im Schlaf herbeten könnte: DFB-Hallenmeister, Deutscher Meister, DFB-Pokalfinalist, Champions-League-Teilnehmer, Wahl zur Mannschaft des Jahres bei der Sportlerumfrage im Land Brandenburg.
Frankfurt hält da nicht Schritt, was die Sache morgen nicht leichter macht. Für den finanzkräftigen Gast vom Main, der morgen auf Ariane Hingst verzichten muss, andererseits natürlich über ein wahres Füllhorn an im deutschen Frauenfußball bekannter Namen verfügt und diese Spielerinnen morgen auch auflaufen lässt. Die Spielfläche wird übrigens extra für das Pokalspiel geschont. Das für heute Abend angesetzte Heimspiel in der Regionalliga Nord der Männer zwischen Babelsberg 03 und dem Chemnitzer FC wurde nach einer Platzbegehung gestern Nachmittag abgesagt.
Apropos Schlusspunkt. Morgen sind auch alle vor Saisonbeginn neu zu Turbine Potsdam gekommenen Spielerinnen einsatzfähig. Bernd Schröder wertet, „dass jede von ihnen sportlich und menschlich bei uns eingeschlagen hat“. Turbine Potsdam hat sich, wenn man das so sehen will, auch durch Fingerspitzengefühl in der Auswahl seiner zur Verstärkung herangezogenen Spielerinnen einen nicht zu unterschätzenden Effektivitätsvorsprung gegenüber den anderen Spitzenteams der höchsten Spielklasse des nationalen Frauenfußballs erarbeitet. Welche Rolle er morgen spielt, wird sich zeigen.
Anpfiff ist am Samstag um 13.15 Uhr.
Thomas Gantz
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