
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Unterwegs in eigener Mission
Studierende des Hasso-Plattner-Instituts werben als Botschafter in Schulen um die besten Nachwuchskräfte im Fach Informatik
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Eigentlich könnten sich Judith Hartmann und Michael Weisz noch einmal gemütlich im Bett umdrehen, bevor es Zeit für die erste Vorlesung wird. Doch stattdessen stehen die zwei Studierenden an diesem eisigen Morgen im Dunkeln auf dem Parkplatz des Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) auf dem Campus Griebnitzsee. Der schwarze Kleinbus mit dem HPI-Logo und dem bunten Muster aus vernetzten Quadraten ist schon vom Schnee befreit. Im vergangenen Dezember stiftete Daimler Benz das Fahrzeug als „Mobilen Campus“ für das HPI. Hartmann und Weisz steigen ein und machen sich auf den Weg in die Potsdamer Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule. Denn die zwei sind HPI-Botschafter. Als solche besuchen sie Schulen und geben dort Einblicke in ihr Studium, stellen das Institut vor und plaudern aus dem Nähkästchen ihres Studentenlebens.
„Viele, die am HPI anfangen zu studieren, sagen, dass sie zu spät von den zahlreichen Angeboten für Schüler erfahren haben, die das HPI anbietet“, erklärt Judith Hartmann, die im fünften Semester IT-Systems Engineering studiert. Um das zu ändern, sind seit einem knappen Jahr HPI-Boschafter unterwegs. Etwa 50 Botschafter haben sich in diesem Zeitraum auf den Weg in die Schulen gemacht – freiwillig und deutschlandweit. „Einige von uns waren schon in Bayern oder Nordrhein-Westfalen“, so Hartmann. Für die 21-Jährige und ihren 20-jährigen Kommilitonen ist es heute der erste Einsatz als HPI-Botschafter. „Wir wollen keinen Frontalvortrag halten, sondern den Dialog mit den Schülern suchen“, erläutert Michael Weisz das Prinzip.
Informatiker mit akademischem Abschluss stehen laut der Engpassanalyse 2013 des Instituts der Deutschen Wirtschaft auf Platz zwei der am meisten umworbenen Fachkräfte. Dringender werden, so die Studie, nur Luft- und Raumfahrtingenieure gesucht. Beim HPI beginnt die Suche nach den besten Nachwuchskräften bereits in der Schule.
Im Informatikraum der „Lenné“ erwarten 16 Schüler der zehnten Klassenstufe die Botschafter des HPI. Zwei von ihnen kennen das Institut bereits von innen, sagt Informatiklehrer Thomas Jandt – denn sie haben am HPI-Schülerkolleg teilgenommen. Dieses kostenlose Angebot richtet sich an Schüler ab der siebten Klassenstufe, die ein Jahr lang besonders gefördert werden und sich alle zwei Wochen am HPI treffen. Judith Hartmann und Michael Weisz bauen die Technik auf. Der Beamer wirft Bilder des HPI an die Klassenzimmerwand. „Wir studieren ein Fach, das sich damit beschäftigt, Software sicher zu machen“, fährt Hartmann fort. Er erläutert die Inhalte ihres Studiums und die Geschichte des HPI.
Die Schüler erfahren, dass die Studienbedingungen am HPI und die anschließenden Jobaussichten bestens sind. Aber auch, dass sich jedes Jahr etwa zwei bis drei junge Menschen auf einen der 80 freien Studienplätze bewerben. Doch dafür „sitzt bei uns niemand in überfüllten Hörsälen“, so Weisz. Die Betreuung durch Professoren und Dozenten sei optimal, und auch neben Vorlesungen und Seminaren habe das HPI einiges zu bieten – etwa einen Tennisplatz, gemeinsame Spielabende oder das jährliche Sommerfest. Und natürlich spezielle Angebote für Schüler: Neben dem HPI-Schülerkolleg gibt es zwei- bis dreimal jährlich mehrtägige Schülercamps, in denen sich die Teilnehmer intensiv einem speziellen Thema widmen. Außerdem organisiert das HPI Schülerworkshops und nimmt am bundesweiten Girls’ Day teil.
„Sie sind sehr nah bei den Schülern – das könnte so kein Dozent rüberbringen“, bedankt sich Informatiklehrer Jandt bei den HPI-Botschaftern. Hartmann und Weisz mischen sich anschließend noch unter die Schüler, die an ihren Computern gerade ein kleines Spiel programmieren, geben Tipps und fachsimpeln ein wenig. Anschließend machen sie sich wieder auf den Rückweg zum HPI – mit dem „Mobilen Campus“. Heike Kampe
Interessierte Schulen können die HPI-Botschafter unter der E-Mail-Adresse hpi-botschafter@hpi.uni-potsdam.de in ihre Klassen einladen.
Heike Kampe
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