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MEINE Woche: Unwetter

Eine merkwürdige Woche. Ich habe Ferien und schreibe meine Arbeit.

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Eine merkwürdige Woche. Ich habe Ferien und schreibe meine Arbeit. Eine Facharbeit muss ich verfassen, zwei Referate ausarbeiten. Vier Bücher Pflichtlektüre liegen ungelesen vor mir.

Die dunkle Wolke über meinem Kopf spuckt mir graue Blitze in den Nacken und schreit nach Dingen, die getan werden müssen. Lesen, schreiben, arbeiten! Sind das Ferien?

Der Begriff „zeitlos“ erfährt heutzutage eine neue Bedeutung – selbst für Schüler. Die Uhren rennen, das Feuer brennt nur für eine kurze Zeit. Heute heißt es nicht mehr: „Genieße die Zeit.“, sondern „Nutze sie!“ Das merke ich als Abiturient ganz besonders. Und dann erdreisten sich Gesellschaft und Medien, die Jugend als „Spaßgeneration“ zu bezeichnen. Mir selbst ist zur Zeit nicht unbedingt nach Spaß zumute.

Oft wünschte ich mich in dieser Woche einfach weg. Ans Meer, eventuell. Dort, wo die Sonne einem das Gesicht kitzelt, man den Sand zwischen den Zehen spürt und dem Grenzenlosen begegnen kann. Dort würde ich für immer bleiben.

Ein schöner Traum. Aber es kommt leider anders. Ich gebe zu, dass ich versuche zu fliehen. Ich putze die Wohnung, backe einen Kuchen und gehe zum Friseur. Ich sehe mir dürftige Trickserien auf MTV an. Doch das alles lenkt mich nur kurz ab. Gottfried Keller lächelt mich an. Die Frauenbewegung in Afrika will durch einen angemessenen Vortrag präsentiert werden. Und jeden Tag fahre ich mit dem Bus an der „Fontanestraße“ vorbei. Ich werde die Höhle verlassen, sonst kann ich nicht mithalten.

Die wenigen freien Tage sind eine falsche Ruhe vor dem Sturm. Die Wolke ist groß und empörend, der Regen überschwemmt all deine Bedürfnisse. Ein abscheuliches Wetter für die Ferien, findet Ihr nicht?

Lukas Regeler ist 18 Jahre alt und besucht die 13. Klasse des Einstein-Gymnasiums.

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