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Landeshauptstadt: Urlaubsflirts für Papageien
Bei der Partnervermittlung in Schönefeld funkt es öfter zwischen gefiederten Zweibeinern
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Schönefeld – Dass aus einem Urlaubsflirt die Liebe des Lebens wird, erleben nicht nur Menschen, sondern auch eine andere zweibeinige Spezies: Papageien. Rita Ohnhäuser hat im brandenburgischen Schönefeld eine Partnervermittlung für die Tiere.
„Wenn Leute verreisen, können sie die Vögel zu uns bringen. Wenn der Vogel einzeln gehalten wird, dann kommt er bei uns in eine Gruppe rein und sucht sich auch seinen Partner aus, und die Leut' müssen dann zwei zurücknehmen“, erzählt die gebürtige Münchnerin.
Viele geben ihren Papagei im Urlaub allerdings nur schweren Herzens in Pension. „Es gibt Vögel, die hängen ganz stark an dem Besitzer und trauern extrem, wenn sie von zuhause wegkommen. Wir haben Urlaubsvögel hier gehabt, die dann kaum gefressen haben, die haben einfach Heimweh gehabt“, vermutet Ohnhäuser. „Viele sind froh und glücklich, wenn sie zu uns kommen, weil bei uns unheimlich viel los ist. Die freuen sich aber auch, wenn der Besitzer kommt und sie wieder abholt.“ Nach ihrer Erfahrung ist es nicht gut, wenn der Vogel allein ist.
„Er langweilt sich zu Tode, wenn er allein gehalten wird.“ Das hat Ohnhäuser selbst an ihrem ersten Papagei beobachtet, den sie aus Mitleid gekauft habe. Sie habe sich dann einen zweiten zugelegt, und nach drei Monaten sei „die Klopperei losgegangen“. Erst dann habe sie gemerkt, „das sind ja zwei Mädchen“. Aber auch mit einem Männchen habe es nicht so gepasst.
„Man weiß mittlerweile, dass die Vögel extrem wählerisch sind bei der Partnerwahl“, sagt die Papageienvermittlerin. „Es geht immer Jung zu Jung und Alt zu Alt. Kein Dreijähriger sucht sich einen 20-Jährigen aus.“ Und es müsse immer die gleiche Art sein. „In der Natur würden sich die Vögel nie vermischen“, erklärt Ohnhäuser. Sie war nach eigenen Angaben lange die einzige Papageienvermittlung, bei der sich ein Vogel einen Artgenossen aussuchen kann, meist unter zehn bis 20 Tieren.
„Viele Papageien sind schwul“, hat Ohnhäuser beobachtet. „Das Thema hab ich gerade wieder gehabt: Ich hab' ein zwölf Jahre altes Graupapagei-Mädel, und zwei Männchen waren immer um sie 'rum. Jetzt haben sich die Männer zusammengetan und lassen das Mädchen links liegen. Und die lieben sich, die füttern sich, die kraulen sich, die sind total verliebt, die zwei.“ Gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Papageien seien auch von Dauer, schwärmt Ohnhäuser. „Ich hab' vor Jahren, 2004 oder so, mal ein schwules Pärchen weggegeben, die lieben sich heute noch ganz fest.“ Unter weiblichen Papageien hat sie noch keine Paarbildung beobachtet: „Die Mädchen sind, glaube ich, zu zickig miteinander.“ Auf die Frage, was Menschen an Papageien fasziniert, antwortet Ohnhäuser: „Die sind hochintelligent, die Tiere. Faszinierend ist die ganze Art - die Farben, der Umgang, die kommen ja auf Zuruf, die fliegen einen ja immer an, die Töne, die sie von sich geben. Ich hab das wahnsinnig gerne, wenn die Vögel laut sind, wenn sie schreien, oder die Gestik, Papageien sind extrem neugierig und sehr, sehr verspielt.“ Papageien nur in der Wohnung zu halten, „fällt fast unter Tierquälerei“, schimpft die Expertin. „A Vogerl g'hört nach draußen.“ Allerdings dürfe man sie nicht frei umherfliegen lassen. Sie würden von Wildvögeln angegriffen und getötet.
„Man braucht große Außenvolieren - zwei Meter ist gar nichts. Wenn Sie Amazonen haben, brauchen Sie mindestens eine Voliere von fünf, sechs, sieben Metern, und bei den großen Aras sollten es mindestens zehn Meter sein“, betont sie. Solche Bedingungen seien „leider nicht der Regelfall“.
Ohnhäuser weiß: „Wenn der Vogel fliegen kann, frische Luft hat, Wind, Regen, Wetter spüren kann und vernünftig ernährt wird, dann wird er sehr alt. Es gibt in Berlin einen Gelbbrustara, der ist nachweislich 92.“ Graupapageien und Amazonen würden etwa 50 Jahre alt, Kakadus bis zu 70. Die Expertin fügt hinzu: „Papageien brauchen unbedingt täglich frisches Obst, Äste zum Nagen und gutes Körnerfutter. Und man muss die Tiere täglich beschäftigen.“ Wegen des Artenschutzes seien Wildfänge überhaupt nicht mehr auf dem Markt. Es gibt extrem viele deutsche Nachzuchten, viel zu viele, kritisiert Ohnhäuser. „Sie werden billig angeboten. Beim Gelbbrustara liegt der Preis im Moment bei 400 Euro, vorher hat er bei 1 000 bis 1 500 Euro gelegen.“
Inge Treichel
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