Landeshauptstadt: Urteile vorgezogen

Im Prozess um den brutalen Angriff einer Gruppe aus der rechten Szene auf zwei Männer in der Potsdamer Innenstadt sollen bereits am heutigen Dienstag gegen 13.30 Uhr vor dem Landgericht Potsdam die Urteile verkündet werden. Ursprünglich war der Termin für den Richterspruch für Donnerstag anberaumt (PNN berichteten).

Die Staatsanwaltschaft plädiert für Strafen zwischen zweieinhalb und fünf Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung. Die Verteidiger hingegen fordern für fünf der sechs Angeklagten Freispruch. Nur bei einem der Männer sprachen sie sich für ein Jahr Haft auf Bewährung aus. Der Angeklagte hatte ein Geständnis abgelegt.

Bereits in der vergangenen Woche wurden fünf Jugendliche wegen des Tram-Überfalls am 3. Juli vergangenen Jahres in einem separaten Verfahren nach Jugendstrafrecht verurteilt. Eine 18-jährige Frau erhielt wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten, drei Jugendliche bekamen eine Haftstrafe von zwei Jahren, ausgesetzt zu einer Bewährung von drei Jahren. Ein weiterer Angeklagter wurde wegen unterlassener Hilfeleistung lediglich verwarnt.

Bereits im Vorfeld zur heutigen Urteilsverkündung gegen die sechs erwachsenen Angeklagten hatte die Polizei verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Die Zahl sowohl der zivilen als auch der uniformierten Einsatzkräfte werde erhöht, sagte Polizeipressesprecherin Kathrin Frede den PNN auf Anfrage. Recherchen hätten bislang jedoch keine Erkenntnisse auf geplante Störungen rechter oder linker Gruppen ergeben.

Volker Wiedersberg, der Opfer Christoph B. in der Nebenklage vertritt, sagte nach dem ersten Urteilsspruch vom vergangenen Montag, er gehe nicht von einem Freispruch für die Angeklagten aus. Zugleich hatte er die Strafen gegen die fünf Jugendlichen als „zu niedrig“ kritisiert. Tamás B., auf den während des Überfalls mit einer Bierflasche eingeschlagen wurde, hatte ebenfalls „ein anderes Strafmaß erwartet“. dpa / hey