
© M. Burkart
PNN-Serie "Pflanze des Monats": Urtümlich, aber modern: Aus Ostafrika stammt der Dünnblatt-Schmalfarn
Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor. Dieses Mal: der Dünnblatt-Schmalfarn.
Stand:
Farne gibt es schon sehr lange auf der Erde, sogar länger (mindestens 300 Millionen Jahre) als Dinosaurier (250 Millionen Jahre). Trotzdem wäre es irreführend, alle heute lebenden Farne als urtümlich anzusehen, denn sie unterliegen ebenso der Evolution wie die Blütenpflanzen und Dinosaurier – die ja keineswegs alle ausgestorben sind, sondern in Gestalt der Vögel bis heute überlebt haben. Man spricht deswegen auch von „modernen Farnen“. Sie müssen ebenso im Konkurrenzkampf bestehen wie die Blütenpflanzen.
Ein Farn, der das offenbar ganz gut kann, ist der Dünnblatt-Schmalfarn (Stenochlaena tenuifolia, „dünnblättriger Schlankmantel“). Als Art ist er mit Sicherheit erst entstanden, als die großen Dinosaurier längst ausgestorben waren. Er stammt aus dem östlichen und südöstlichen Afrika, vor allem aus küstennahen Regionen, und wächst auch auf Madagaskar und Sansibar. Im Wald klettert er mit seinen Trieben gern bis in die Baumwipfel empor, um seine langen, gefiederten Wedel besser ans Licht zu bringen. Nur dort oben im Licht produziert er auch Sporen. Die sporentragenden Wedel sehen ganz anders aus als die Laubwedel, ihre Blattfläche ist bis fast auf die Rippen reduziert und stärker unterteilt (doppelt statt einfach gefiedert). Eine abweichende Gestalt der Sporenwedel gibt es bei etlichen Farnen, besonders häufig in der Familie der Rippenfarngewächse (Blechnaceae), zu der der Dünnblatt-Schmalfarn gehört.
Dünnblatt-Schmalfarn kann anderen Pflanzen das Licht nehmen und sie so verdrängen
Die jungen Laubwedel des Dünnblatt-Schmalfarns sind essbar. Ausgewachsen bestehen sie aus einer bis etwa einen Meter langen Mittelrippe, an der zu beiden Seiten abwechselnd Blättchen sitzen, die Fiedern. Mit diesem stattlichen Blattwerk kann er anderen Pflanzen das Licht nehmen und sie so verdrängen. Er wird deswegen für tropische Gärten manchmal als Bodendecker zur Unterdrückung von Unkraut empfohlen. Was Unkraut ist und was nicht, definiert allein der Gärtner, und der Dünnblatt-Schmalfarn gilt in Südafrika selbst als Unkraut.
In Florida, wo der Farn aus Gartenkultur verwildert ist, muss man also mit Problemen rechnen. Das ist allerdings nicht zwangsläufig so; im globalen Durchschnitt fällt nur etwa jede zehnte Art, die sich dauerhaft in einem neuen Siedlungsgebiet etabliert, dort dann auch unangenehm auf, die übrigen neun bleiben unauffällig. Generell sind jedoch Arten, die sich als Bodendecker eignen, weil sie „Unkraut“ unterdrücken, gerade deswegen mit einem besonderen Invasionsrisiko behaftet.
Michael Burkart
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: