
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Uwe Brauns zweiter Anlauf
Der einstige Vorzeigeunternehmer hat eine neue Firma gegründet. Jetzt setzt er auf Sicherheit
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Einst wurde er als brandenburgischer Vorzeigeunternehmer gefeiert, doch dann riss seine Glückssträhne und alles zerrann ihm zwischen den Fingern. Jetzt ist Uwe Braun zurück. Mit neuer Firma und neuen Produkten arbeitet der ehemalige Chef der Uwe Braun GmbH an seinem Comeback. Statt mit innovativen Lichtsystemen für die Automobilindustrie will der 55-Jährige nun sein unternehmerisches Geschick mit besonders sicheren Computernetzwerken für Unternehmen beweisen. Uwe Braun Innovationsnetzwerk AG, kurz Ubin AG, heißt seine neue Firma mit Sitz in Potsdam. „Tender Key“ und „Tender Soft“ lauten die Namen seiner Produkte, die mittelständische Betriebe künftig vor Hacker-Angriffen schützen sollen. Am Dienstag stellte Braun seine Neugründung vor.
Garant für vermeintlich sichere Firmendaten soll die biometrische Erkennung berechtigter Systemnutzer sein. Statt mit einem Passwort, so Brauns Idee, sollen die Mitarbeiter von Kunden der Ubin AG sich in Zukunft mit dem „Tender Key“, einem Art Schlüssel mit USB-Anschluss, einloggen. Zugang gewährt einzig der auf dem Schlüssel individuell gespeicherte Fingerabdruck des Mitarbeiters. Ein im „Tender Key“ eingelassener Sensor gleicht jedes Mal vor der Freigabe den Fingerabdruck ab. „Cyberangriffe sind heute ein Riesenproblem. Passwörter auszuspionieren oder durch endlose Testreihen zu ermitteln ist für Computerprofis kein Problem“, erläuterte Ubin-Vorstand Braun gestern. Werde der „Tender Key“ von Fremden gewaltsam geöffnet, würden die darauf gespeicherten Daten automatisch gelöscht.
Passend zum Zugangsschlüssel hat Braun eine Software entwickelt, die es Firmenmitarbeitern ermöglichen soll, ebenso sicher von zuhause oder von unterwegs arbeiten zu können. „Tender Soft“ soll neben einer Email-Funktion, einem Adressbuch, einem Aufgabenplaner künftig auch sicheres Skypen, also Video-Konferenzen, bieten. „Tender Soft“ sei besser als „Microsoft Outlook“, weil es keine Sicherheitslücken gäbe und das Programm aufgrund der geringeren Datenmenge deutlich schneller sei, versprach Braun.
Gegründet hat der in Essen geborene Maschinenbauingenieur die Ubin AG Anfang 2010 mit seiner Frau Andrea, die zudem Aufsichtsratsvorsitzende und Marketing-Leiterin ist. Derzeit beschäftigt Braun 16 Mitarbeiter, davon sechs im indischen Bangalore. „Wir haben hier einfach nicht genügend Fachkräfte gefunden“, berichtete Braun. Hergestellt werde der „Tender Key“ aber ausschließlich in Berlin-Brandenburg. Über potenzielle Kunden machte der Wiederauferstandene gestern ein Geheimnis. Alles sei „top-secret“. Aber: „Ich bin in der Industrie stark vernetzt. Sie können davon ausgehen, dass dort einige großes Interesse haben.“
Zumindest nach außen hat Braun vom Auftreten eines begeisterten Erfinders nichts eingebüßt. Doch im Inneren hat das nebulöse Gezerre zwischen ihm und dem Software-Milliardär Hasso Plattner um seine frühere Firma Uwe Braun GmbH wohl Spuren hinterlassen. 2005 stieg Plattner in Brauns Firma ein. Anfang 2008 verkündete der SAP-Gründer, er habe das Unternehmen komplett übernehmen müssen, um eine Insolvenz abzuwenden. Schuld seien zu geringe Umsätze gewesen. Kurz zuvor hatte Braun mit Plattners Hilfe in Potsdam-Golm für rund 37 Millionen Euro ein neues Forschungs- und Produktionszentrum bauen lassen. Zuletzt stritt Braun erfolglos um alte Patente.
Ob er das Kapitel abgeschlossen habe, alles vergessen sei? „Alles ist sauber abgelaufen. Plattner wollte kaufen. Ich habe die Übernahme der Mitarbeiter zur Auflage gemacht. Daran hat er sich gehalten. Eine drohende Insolvenz hat es nie gegeben“, behauptete Braun gestern. Aber auch vergessen? „Nicht hier drinnen“, so Braun mit Verweis auf seine Brust. „Ich habe meine Lehren gezogen. Einen Partner hole ich mir nicht mehr ins Boot.“
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