Landeshauptstadt: Vasen zum Geburtstag
Eigentümer spendiert 15 000 Euro für Gontard-Bau
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Innenstadt - Ein Geschenk im Wert von 15 000 Euro machte sich gestern Reinhard Lippeck zu seinem 65. Geburtstag: Er ließ eigens vom Potsdamer Bildhauer Christoph Bolze angefertigte Dachvasen auf sein frisch saniertes Haus Lindenstraße 44 anbringen. Da es ein historisches Gebäude ist und Lippeck keineswegs zum Ersatz der bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts abmontierten Vasen verpflichtet war, reagierte der Potsdamer Denkmalschutz enthusiastisch: „Toll, super“, rief Roland Zurkuhlen von der Unteren Denkmalschutzbehörde aus, als am Vormittag die eine halbe Tonne wiegenden Sandstein-Vasen von einem Kran in die Höhe gezogen auf die Attika gesetzt wurden.
Die Begeisterung wurde von den zahlreichen Zuschauern desVorgangs geteilt, was nicht verwundert, entstammt doch der Entwurf für das nun wieder mit Vasen gekrönte Haus unweit der Alten Wache vom namhaften Architekten Karl von Gontard (1731-1791). Das dreigeschossige Wohnhaus entstand 1770, im selben Jahr wie das Brandenburger Tor in Potsdam, das Gontard zusammen mit Georg Christian Unger im Auftrag Friedrichs II. errichtete.
„Bolze ist ein sehr guter Bildhauer, er hat sich tief in das barocke Formgefühl eingearbeitet“, schwärmt Zurkuhlen angesichts der Vasenverzierungen, die Motive aus der Fassadengestaltung wieder aufnehmen. Wie die Originalvasen aussahen, ist unbekannt. Im Zuge des Expressionismus, der neuen Sachlichkeit, ging es vielen alten Fassaden an den Kragen, so Zurkuhlen: Das „Abstucken“ war „keine Erfindung der DDR“. Allerdings waren die Gontardschen Vasen bereits 1910 nicht mehr auf dem Dach, wie alte Filmaufnahmen zeigten. Bildhauer Bolze vermutet, das die Vasen im Zuge einer Dachstuhlsanierung heruntergenommen wurden. Doch dass einst Vasen vorhanden waren beweisen alte Planzeichnungen; auch sind noch deren Abdrücke und Haltedorne auf der Attika nachweisbar, erklärte Zurkuhlen. Nun werde das Erscheinungsbild des 18. Jahrhunderts wieder hergestellt: „Es geht um Heilung.“
Bildhauer Bolze hat zwei Monate lang an den vier Vasen gearbeitet und ist nach vollbrachter Arbeit mit seinem Werk zufrieden: „Es sieht aus, als könnte es nicht anders gewesen sein.“ Dass Stürme seine Vasen vom Dach fegen könnten, glaubt er nicht. „Die halten 3000-prozentig.“
Hauseigentümer Lippeck, ein Berliner, der 1992 zum ersten Mal nach Potsdam kam und blieb, lobt die Denkmalschutzbehörde sehr. Zusammen mit ihr habe er schon drei Häuser in der Hebbelstraße saniert und das habe „Spaß gemacht“. Er sagt: „Ohne den Denkmalschutz, was meinen Sie, wie es da aussehen würde in Potsdam?“ Er sagt, sein Geburtstagsgeschenk sei auch eines für die Stadt. gb
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