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Landeshauptstadt: Vaterfigur der Potsdamer Linken

Gedenken an Otto Wiesner

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Anlässlich seines 97. Geburtstages wurde gestern auf dem Neuen Friedhof dem Antifaschisten und Schriftsteller Otto Wiesner gedacht. Für die Lagergemeinschaft ehemaliger Häftlinge des KZ Mauthausen legte Ludwig Einicke ein Blumengebinde nieder und würdigte Leben und Wirken des Anfang 2006 verstorbenen früheren SED-Funktionärs. An dem Gedenken nahm auch die Landtagsabgeordnete Anita Tack (Die Linke) teil.

Der am 14. August 1910 in Hamborn (Rheinland) in einer kinderreichen Arbeiterfamilie geborene Otto Wiesner war bereits als 16-Jähriger dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) beigetreten und wegen des von ihm im Ruhrgebiet gegen die Nationalsozialisten organisierten Widerstandes 1934 verhaftet worden. Elf Jahre musste der gelernte Schriftsetzer in Zuchthäusern und Konzentrationslagern erleiden, ehe er am 5. Mai1945 aus dem KZ Mauthausen befreit wurde. Diese Zeit hat Wiesner in Romanen, Erzählungen und Gedichten dargestellt. 1960 wurde er in den Schriftstellerverband der DDR aufgenommen. Zu seinen bekanntesten Büchern zählt „Ein Unerwünschter kehrt zurück“ (2000), wo er seine persönlichen und politischen Erfahrungen aufgearbeitet hat. Auch in zahlreichen Veranstaltungen mit Jugendlichen hielt Otto Wiesner die Erinnerung an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft wach und warnte vor einem Wiedererstarken des Rechtsradikalismus. Ludwig Einicke kündigte an, dass er sich um die Wiederherausgabe von Werken des Schriftstellers bemühen wird, so seiner „Lesehefte“ für Schüler.

Der als gütig und humorvoll beschriebene Mann ist für die Potsdamer Linke eine Art Vaterfigur und Ikone geworden, die laut Einicke Toleranz und Mitmenschlichkeit vorgelebt habe. Die Stadt Potsdam ehrte ihn mit einer Eintragung ins Goldene Buch.

Zu Wiesners Biographie gehört jedoch auch seine politische Rolle nach 1945. Er hatte als Landesvorsitzender der Jugendorganisation FDJ und später in ihrem Leitungsgremium, dem Zentralrat, wesentlich zum Aufbau und zur Stabilisierung des DDR-Unrechtsregimes beigetragen. Ab 1950 arbeitete er beim Zentralkomitee der SED. 1955 wurde Wiesner Leiter der Gedenkstätte Schloss Cecilienhof, danach wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Zentralarchiv. E. Hoh

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