Landeshauptstadt: „Vaterland“ heilt letzte Kriegswunden
Pläne für Ruinenbergstraße 6, 8 und 10 / Grundstein am 14. April 2005
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Pläne für Ruinenbergstraße 6, 8 und 10 / Grundstein am 14. April 2005 Nauener Vorstadt – Sechzig Jahre nach Kriegsende will die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft „Vaterland“ (GWG) die letzten Spuren des Krieges beseitigen und die durch eine Bombe zerstörten Häuser Ruinenbergstraße 6, 8 und 10 neu aufbauen. „Hier schaffen wir alten- und behindertengerechte Wohnungen für unsere Mitglieder“, sagt Jörg Foth. Der 36-jährige Volkswirt ist seit zweieinhalb Jahren Geschäftsführender Vorstadt der Genossenschaft mit den bunten Häusern zwischen Am Schragen und Ruinenbergstraße. Foth zieht die fertigen Pläne des Architekten Ludger Brands aus Neu Fahrland aus der Schublade. „Das Äußere der neuen Häuser wird sich nicht von dem vorhandenen Bestand unterscheiden“, sagt er. Mit anderen Worten: Die Neubauten sollen sich dem seit 1992 unter Denkmalschutz stehenden Gesamtensemble unterordnen. So wird die Fassadenfarbe mit dem gegenüber liegenden Gebäude identisch sein. Die Wohnbauten der über 80 Jahre alten Genossenschaft „Vaterland“, die von Kasernenanlagen umgeben sind, waren ganz besonders durch die Kriegs- und Nachkriegszeit gezeichnet. Völlig zerstört wurden allerdings nur die erwähnten Gebäude in der Ruinenbergstraße. An den übrigen Häusern hinterließ der Krieg zerschossene Dächer und Fassaden. Noch heute sind zum Beispiel an den noch nicht modernisierten Gebäuden Ruinenbergstraße 31 und 33 die Einschusslöcher sichtbar. Wie die Gerüste an den Häusern verraten, gehören diese Zeugnisse des Krieges bald der Vergangenheit an. Wie Foth berichtet, gebe es in der Genossenschaft einen wachsenden Bedarf an alten- und behindertengerechten Wohnungen. Besonders einige Bewohner der oberen Stockwerke in der Tieckstraße und am Brentanoweg, die einzigen Neubaublocks der GWG aus der DDR-Zeit, hätten den Wunsch nach Veränderung signalisiert. Vier Stockwerke ohne Fahrstuhl, das sei für einen alten Menschen auf die Dauer nicht zu verkraften. Dabei sei klar, dass die elf Wohnungen, die an der ausgebombten Lage entstehen werden, nur einen Tropfen auf den heißen Stein sind. Immerhin seien 80 Prozent der Genossenschaftsmitglieder älter als sechzig Jahre. „Wir wollen die Mitglieder auch im höheren Lebensalter bei uns halten“, sagt Foth, der sich im Übrigen um die Vermietung in der Super-Wohnlage keine Sorgen machen muss: „Es gibt Wartelisten.“ Ein weiteres Neubauprojekt ist daher zumindest gedanklich in Vorbereitung: eine „italienische Siedlung“ in der Nähe der Einsiedelei. Letztere, ein von Ludwig Ferdinand Hesse im Jahre 1856 errichtetes Gebäude im italienischen Turmvillenstil, sei der Genossenschaft erst vor drei Wochen gemäß dem Schuldrechtsänderungsgesetz übertragen worden und soll in die „italienische Siedlung“ mit einbezogen werden. Das Gebäude diente als Teehaus Friedrich Wilhelms IV. und ist heute bewohnt. Sein Äußeres bedarf jedoch dringend der denkmalgerechten Sanierung. Als Termin der Grundsteinlegung in der Ruinenbergstraße steht der 14. April nächsten Jahres, dem 60. Jahrestag der Bombardierung der Potsdamer Innenstadt, fest. „Am selben Tag wie die Grundsteinlegung für die Garnisonkirche“, bemerkt Jörg Foth. Damit wird gewissermaßen der Schlussstrich unter die Nachkriegszeit gezogen. Bekanntlich waren eine Reihe von Gebäuden der WG „Vaterland“ mehr als 45 Jahre lang von sowjetischen Offiziersfamilien genutzt und nach deren Abrücken für 22,4 Millionen DM saniert worden.
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