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Landeshauptstadt: Venus verlor ihre Hüllen

Frühling in Sanssouci: Skulpturen ausgehaust, 2800 Gehölze kommen neu in den Boden

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Sanssouci - Gestern verloren Venus, Merkur und die anderen Gottheiten rings um die Große Fontäne in Sanssouci ihre Hüllen. Anschließend zogen die acht Zimmerleute um René Dehne in den Schlosspark Glienicke weiter, um auch dort die Sandstein- und Marmorfiguren von den schützenden Wintereinhausungen zu befreien. Karfreitag soll diese Arbeit für die rund 260 Skulpturen in den Weltkulturerbeparks abgeschlossen sein. „Zu Ostern, wenn die Vorsaion beginnt, werden sich den Besuchern wieder alle Bildwerke in unverhüllter Schönheit zeigen“, kündigt Dehne an.

5,50 Meter hoch müssen die Mitarbeiter der Holzwerkstatt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten auf die Leiter steigen, um die Glassäule im Marlygarten „auszuhausen“. Wieder andere handwerkliche Anforderungen stellen die unregelmäßig geformten „Winterhütten“ für Brunnen. Sogar zwei Sträucher genießen diesen Schutz. Dabei handelt es sich um den aus Südeuropa stammenden, nicht ganz winterharten Mönchspfeffer nahe der Friedenskirche.

Vielleicht wird ja im Nordischen Garten im Herbst ein weiteres Gewächs eingehaust. Hier ist auf der zentrale Rasenfläche wieder ein im Jugendstadium frostempfindlicher Mammutbaum gepflanzt worden, wie er dort bereits nach der Lennéschen Gestaltung dieses Parkteils oberhalb der Maulbeerallee von 1860 bis 1890 stand. Der Baum ist eines von nicht weniger als 2000 Gehölzen, die im vorigen Herbst in den Parks neu gesetzt wurden, vorrangig Laubgehölze. Jetzt im Frühjahr ist die Zeit für die Pflanzung von immergrünen Gewächsen, aber auch Hainbuchen und Buchsbaum, wie sie vornehmlich für Hecken oder Umrandungen verwendet werden. Dafür nennen der stellvertretende Gartendirektor der Stiftung, Dr. Jörg Wacker, und der Gartenfachbereichsleiter für Sanssouci, Sven Hannemann, die hohe Stückzahl von 2791 Gehölzen. Den höchsten Anteil daran hat mit knapp 1300 Exemplaren Berlin-Charlottenburg, wo der um 1950 hinzugekommene nördliche Teil des Schlossparks wiederhergestellt wird.

Die Pflanzungen dienen dem Auswechseln überalterter und kranker Gehölze, ebenso aber der Wiederherstellung historischer Parkbilder mit ihren Sichtachsen, die im Laufe der Jahrzehnte verloren gegangen sind. Viel Zeit kostete die Gärtner die Beseitigung der Schäden, die durch den vom 18. zum 19. Januar tobenden Orkan „Kyrill“ verursacht worden waren. Fast 100 Bäume erlitten dabei „Totalschaden“. Jörg Wacker wies darauf hin, dass die meisten davon als wild aufgewachsenes „Stangenholz“ in zu dicht bewaldeten Parkteilen standen, wo der durch den Wechsel von Gehölzgruppen und freien Flächen gekennzeichnete historische Zustand noch nicht wiederhergestellt werden konnte. Auch dies mache die Notwendigkeit gartendenkmalpflegerischer Eingriffe in den Baum- und Strauchbestand beispielsweise im Babelsberger Park und im Neuen Garten deutlich, die in der Öffentlichkeit und bei Naturschützern Proteste ausgelöst hatten.

Die Stiftung erhoffe bei der Rückführung weiterer Parkteile auf ihr ursprüngliches Bild die Unterstützung der Potsdamer, erklärte Wacker. Dies könne auch durch Baumspenden geschehen. So stammt der Mammutbaum im Nordischen Garten von einer Bornimer Familie. Interessiert ist die Gartendirektion an Obstgehölzen in historischen Sorten. Sie bildeten früher einen wesentlichen Bestandteil der Anlagen in Sanssouci, aber auch in anderen Parks. Diese Komponente soll in den kommenden Jahren wiederhergestellt werden. Ein Beispiel dafür bietet bereits die begonnene Erneuerung des friderizianischen Kirschgartens unterhalb der Neuen Kammern.

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