UJKC POTSDAM: Verein im Aufwind Brüderliche Kämpfer
Die Zwillinge Mario und René Schendel gelten als Hoffnungsträger beim UJKC Potsdam
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Durch den Deutschen Judobund (DJB) ist jetzt entschieden worden, dass der UJKC Potsdam ein Standort des Bundesstützpunktes Frankfurt (Oder) ist. Erstmals wurden in diesem Schuljahr auch männliche Judoka in die siebente Klasse der Potsdamer Sportschule eingeschult. Zudem wird eine Lehrertrainerstelle geschaffen, die bis zu den Herbstferien besetzt werden soll. „Wir versprechen uns von der Ernennung eine Aufwertung unserer Arbeit und auch eine Verbesserung der Trainingsbedingungen“, erklärte UJKC-Chef Andreas Klemund. „Denn diese lassen sehr zu wünschen übrig.“ hm
„Es nervt, wenn ihr ständig zu Hause herumhängt. Geht doch mal zum Sport.“ Ein kluger Vorschlag, den die von ihren beiden Söhnen ein wenig gestressten Eltern damals machten, als sie René und Mario Schendel zu einem Verein schickten. „Judo oder Fußball wäre doch schön“, so ihre Empfehlung, von der sich die Zwillinge schließlich für die erste entschlossen. Seitdem sind die nunmehr 22-Jährigen auch beim Sport unzertrennlich, und auch mit den Erfolgen wechseln sie sich stets ab.
Mario – immerhin sieben Minuten älter als sein Bruder – feierte am Wochenende in Braunschweig einen großen Erfolg: Bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDEM) erkämpfte er sich den Titel in der Klasse bis 73 Kilogramm. Auf dem Weg an die Spitze bezwang er alle deutschen Top-Athleten und hochkarätige internationale Athleten wie im Finale den Niederländer Henri Schoeman.
Mit einem Schlag stehen dem Potsdamer nun die Türen im deutschen Judosport offen. „Inzwischen kam auch schon der Bundestrainer zu mir und sagte, dass ich jetzt in seinem Notizblock stehe“, erzählt Mario Schendel, den gestern noch ein „Veilchen“ als Erinnerung an die erfolgreichen Kämpfe zierte und der sich keine Auszeit nach dem Titelerfolg nahm. Noch am Samstagabend ging er seinem Nebenjob als Einlasser im „Waschhaus“ nach, erpaddelte sich am Sonntag mit seinen Vereinskameraden den Sieg bei den Wasserspielen und fuhr am frühen Montagmorgen schon wieder im Auto zum Trainingslager nach Braunschweig.
Als nächstes stehen für ihn im Oktober die Deutschen Meisterschaften in Esslingen an, wo er seinen dritten Platz vom Vorjahr verteidigen oder sogar verbessern will. Sollte er an seine Leistung vom Wochenende anknüpfen können, wird der UJKC-Mattenkämpfer nicht umhin kommen, sich mit dem Thema Olympische Spiele Peking 2008 auseinander zu setzen. „Aber da überstürze ich nichts“, wiegelt er ab. „Olympia ist noch sehr weit weg.“
In der Vorbereitung auf die kommenden Hürden wollen die beiden Zwillinge indes nicht gegen einander auf die Matte. Ähnlich wie die Klitschko-Brüder vermeiden sie das. Nicht jedoch, weil sie es wie die Boxer ihrer Mutter versprochen haben, sondern weil es nicht viel bringen würde. „Jeder weiß, was der andere macht“, sagt René, der vor drei Jahren bei den IDEM den Juniorenmeister-Titel holte und in diesem Jahr lange wegen eines Kreuzbandrisses pausieren musste. „Das würde ein viel zu großes Kuddelmuddel auf der Matte geben.“
Drei Stunden pro Woche trainieren die Schendel-Brüder, die an der Potsdamer Uni Sportwissenschaft studieren, seit geraumer Zeit auch den Nachwuchs des UJKC Potsdam – jeder von ihnen hat eine Gruppe von sieben- bis zehnjährigen Judoka übernommen. Aber das, so sagen sie, würden alle Bundesligakader machen. Auch das zählt zum erfolgreichen „Potsdamer System“. „Vom finanziellen Aspekt her sind unsere Top-Athleten reine Amateure“, sagt UJKC-Chef Andreas Klemund. „Ohne große Förderung ist hier sehr viel erreicht worden.“ Inzwischen sei die Kapazitätsgrenze erreicht, so dass der Nachwuchs auch in den Schulen trainiert wird. Um dafür zu sorgen, dass viele jüngere Schendels „nachwachsen“.
Henner Mallwitz
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