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Links und rechts der Langen Brücke: Verein verliert Legitimation

Guido Berg über das Potsdamer Synagogen-Projekt, das als Zeichen eines großen Aufbruches gedacht war und als große Enttäuschung zu enden droht

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Das Potsdamer Synagogen-Projekt hat das Zeug, zur Enttäuschung par Excellence in der Stadtentwicklung nach 1990 zu werden. Zunächst zerstob die Hoffnung auf einen Wiederaufbau der alten, repräsentativen Synagoge am Platz der Einheit. Stattdessen wird ab Juni in der Schlossstraße ein Entwurf umgesetzt, der kaum positive Emotionen hervorruft. Nicht wenige Juden in Potsdam sprechen von einem „Bürohaus“. Dabei ist der Bau eines Gotteshauses eine hochherrliche Angelegenheit; ein Hoffnungszeichen, ein Aufbruch, auch ein Bekenntnis der Gläubigen zum Bleiben, ein Ausdruck der Gemeinsamkeit. Keine Spur davon bei diesem Projekt. Der Entwurf des Architekten Jost Haberland spaltet die Potsdamer Juden. Der Vorstand des Bauvereins erweist sich als unfähig, den Konsens herzustellen auf der Basis eines Kompromisses. Er verfällt in einen Tunnelblick und diskreditiert durch die eigene Unbeweglichkeit das Ziel, für Potsdam eine Synagoge für alle Juden zu bauen. Durch die Entscheidung am Donnerstag, den Haberland-Kritikern die zeitnahe Mitgliedschaft zu verwehren, verliert er die Legitimation, Bauherr der Synagoge zu sein. Immerhin soll sie mit Landesmitteln, mit Steuergeldern errichtet werden – da kann sich der Bauverein nicht verhalten wie ein Hühnerzüchter-Verein, der eine feindliche Übernahme von Leuten befürchtet, die lieber Kaninchen züchten wollen. Das ist keine Unterstellung – der neue Vereinschef Peter Schüler hat genau diesen Vergleich angeführt, um die Haltung der Altmitglieder zu begründen. So geht das aber nicht! Der Bau einer Synagoge in einer deutschen Landeshauptstadt 66 Jahre nach dem Holocaust sollte eine erhabene, von großem Herzen und großem Geist getragene Angelegenheit sein. Stattdessen verfallen die Protagonisten in Vereinsmeierei. So unfassbar es ist: Es gibt gläubige Potsdamer Juden, die seit einem Jahr vergeblich versuchen, Mitglied im Synagogenbauverein zu werden. Es ist klar, dass sie die seit Jahren existierenden Fragen künftig schärfer stellen werden. Warum darf die Synagoge nur jene fünf Millionen Euro kosten, die das Land geben will? Für einen attraktiveren Bau wären Spendenaufrufe auf der Basis des Fünf-Millionen-Grundstocks ganz sicher erfolgreich gewesen. Die Stiftung Garnisonkirche wird zeigen, wie es geht. Warum wird die einzige Synagoge Brandenburgs nicht auf der viel repräsentativeren Ecke Schlossstraße/Friedrich-Ebert-Straße errichtet? Warum berücksichtigt der Bau nur die Interessen der Jüdischen Gemeinde Potsdam? Bislang waren darauf nur ausweichende Antworten zu hören. Das wird nicht alle Zeit so bleiben können.

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