Landeshauptstadt: Verein: Vorfälle bewusst nicht der Polizei gemeldet
Nach angeblichen Anschlägen von Neonazis auf linke Hausprojekte hat der alternative Jugendkulturverein „Chamäleon“ bestätigt, die Vorfälle bewusst nicht bei der Polizei gemeldet zu haben. Das teilte der Verein am Dienstag in einer Erklärung mit.
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Nach angeblichen Anschlägen von Neonazis auf linke Hausprojekte hat der alternative Jugendkulturverein „Chamäleon“ bestätigt, die Vorfälle bewusst nicht bei der Polizei gemeldet zu haben. Das teilte der Verein am Dienstag in einer Erklärung mit. Darin wird Vereinschefin Julia S. mit den Worten zitiert: „Um das Neonaziproblem in Potsdam zu lösen, braucht es antifaschistische Eigeninitiative seiner Bewohner, nicht das Einschreiten des Justizapparats und noch weniger die lediglich öffentlichkeitswirksamen Demokratiemärsche der Stadtoffiziellen.“
Wie berichtet hatte die Antifa gemeldet, in der Nacht zum 3. Februar sei eine Feuerattacke auf das „Archiv“-Kulturzentrum in der Leipziger Straße verübt und eine Fensterscheibe des „Chamäleon“- Projekts in der Hermann-Elflein-Straße 32 eingeschlagen worden. Die Mitteilung wurde erst drei Tage nach dem fraglichen Sonntag verschickt. Die Antifa hatte dazu erklärt, die Polizei verharmlose rechtsextreme Straftaten. Der Chamäleon e.V. erklärte nun, auch andere Vorfälle seien der Polizei nicht gemeldet worden: „Wir glauben weder an ein Ergebnis der Ermittlungen noch an die Heilswirkung der Justiz.“ So seien auch Gerichtsprozesse „kein effektives Mittel im Kampf gegen Neonazis“, weil dabei Zeugen bedroht würden und diese Verhandlungen meist ergebnislos blieben. Doch selbst eine Verurteilung von Neonazis sei nicht erstrebenswert, behauptet der Verein: „Weder Gefängnisse noch Geldstrafen sind in der Lage, Neonazis von ihrem Treiben abzuhalten.“ Der Chamäleon e.V. betreibt in der Hermann-Elflein-Straße 32 unter anderem eine Bibliothek, das Haus hat er von der Stadt vor Jahren zur Sanierung erhalten. Chamäleon-Vereinschefin S. war 2006 wegen des Angriffs auf einen Rechtsextremen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.HK
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