Mein WENDEHerbst: Vereint, getrennt
JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9.
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JAHRE
MAUERFALL
Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9. November fällt die Mauer. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Hans-Joachim Bobsin. Der 48-jährige Sinologe berät mit seiner Firma deutsche Firmen bei Geschäften mit chinesischen Unternehmen. Er lebt seit 2005 in Potsdam.
Für Hans-Joachim Bobsin sind die Erlebnisse nach der Wende 1989 in zwei Sätzen zusammengefasst: „Vor dem Mauerfall war die Familie innerlich vereint und äußerlich getrennt. Danach innerlich getrennt und äußerlich vereint.“ Er sagt es mit etwas Wehmut, denn jahrelang haben alle darauf gewartet, dass die Mauer, die seine Familie trennte, eingerissen wird. Es war die Hoffnung, dass auch die Familie sich wieder vereint. Doch der Euphorie folgte alsbald Ernüchterung.
Als Teenager ging seine Mutter von ihren Eltern im mecklenburgischen Plau am See weg und siedelte über Berlin nach Pforzheim um. Das war 1953. Dreieinhalb Jahrzehnte später war Hans-Joachim Bobsin Student in Heidelberg. Chinakunde (Sinologie) studierte der damals 28-Jährige – die viele Ostverwandtschaft und das Studium über die Geschichte der sozialistischen Volksrepublik habe auch die Stasi interessiert. Er erzählt von einem Anwerbeversuch der DDR-Staatssicherheit und davon, den Militärischen Abschirmdienst der BRD darüber informiert zu haben. Fortan war er nicht mehr unbeobachtet. Den 9. November 1989 wird er nie vergessen. An jenem Abend saß er beim Essen in einem griechischen Restaurant. Der Wirt hatte entgegen seiner Gewohnheit den Fernseher angemacht und erklärt, da ist irgendetwas an der Mauer los. Ein Ouzo noch und ab nach Hause. „Als wir ankamen und die Bilder sahen, haben wir weinend vor dem Fernseher gestanden“, erzählt Hans-Joachim Bobsin. Eigentlich wäre er am liebsten nach Berlin gefahren, doch das Studium und anstehende Klausuren haben ihn davon abgehalten. Inzwischen wohnt er in Potsdam und seine Mutter werde ebenfalls bald in die Region ziehen. jab
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