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Hauptwerk. Zwei große, drei Meter lange Collagen von Schülern der Kunstschule werden unter anderem in der Kantine des Landtages auf dem Brauhausberg ausgestellt. Die Figuren bestehen aus Pappmaché, also einer aus Zeitungspapier und Zell-Leim gekneteten Masse, die nach dem Trocknen bemalt wird.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Verfassung in Pappmaché

Schüler der Kunstschule Potsdam stellen ihre Werke in der Landtags-Kantine aus

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Mit Helm, Stiefeln und blauer Dienstmontur steht der „Polizist“ wie ein Fels im Bild. Gemalt hat ihn der siebenjährige Niclas, der gleich auch das „Polizei Gefengnes“ mit zahlreichen Arrestzellen daneben setzt. So interpretiert der Schüler den Artikel 10 der brandenburgischen Verfassung, der die „freie Entfaltung der Persönlichkeit“ garantiert. Bilder zu diesen und anderen Paragrafen hängen seit gestern in der Kantine des Landtages.

Zur freien Entfaltung gehört für die Kinder die Möglichkeit, später ihren Traumberuf – neben dem Polizisten kommen noch Reitlehrerin und Tierärztin vor – zu ergreifen. „Wir sehen in diesen Bildern, was Kinder bewegt“, sagt die Geschäftsführerin der Kunstschule Potsdam, Thea Moritz. Zum dritten Mal stellt die Einrichtung mit Sitz im Kulturhaus Babelsberg in den Räumen des Landtages aus. „Die Kinder sind stolz, wenn ihre Arbeiten in solch bedeutenden Häusern wie dem Landtag zu sehen sind“, sagt die studierte Designerin. Die beiden „Hauptwerke“, drei Meter lange Collagen, sind plastisch gestaltet. Die Figuren bestehen aus Pappmaché, also einer aus Zeitungspapier und Zell- Leim gekneteten Masse, die nach dem Trocknen bemalt wird.

Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) zeigt sich in seinen Eröffnungsworten vom Ergebnis sehr angetan: „Da sehen wir, dass ein so trockenes Thema anschaulich dargestellt werden kann.“ Für die jungen Künstler sei das Thema weder trocken noch kompliziert, meint Kunstlehrer Peter Bause. „Die Kinder sind sehr interessiert, wenn ihnen einzelne Paragrafen erklärt werden“, sagt er. Dass Tiere und Pflanzen als Lebewesen zu achten sind, wie es im Artikel 39 steht , verstehen auch die Kleinsten. Gleich zweimal taucht auf dem großen Pappmaché-Poster zu diesem Natur-Thema der Wolf auf – offenbar als Appell, den hier und da wieder in das Land Brandenburg einwandernden Isegrim leben zu lassen. An schwierig scheinende Sachverhalte wie Gewissens-, Glaubens- und Bekenntnisfreiheit wagen sich die Kinder ebenfalls heran, wenn sich die Bild-Aussagen dem Betrachter auch nicht leicht erschließen. Die Themenwahl für die kleine Ausstellung, die genau genommen aus nur sechs Werken besteht, ist nicht zufällig. „Wir begehen das zwanzigjährige Bestehen der brandenburgischen Verfassung“, erwähnt Ulrike Rüppel, die als Referatsleiterin für Öffentlichkeitsarbeit das Ganze organisiert hat. Die Kunstschule erhalte hierfür eine Aufwandsentschädigung „unter 500 Euro“. „Wir sind sehr stolz auf unsere Verfassung, denn es war die erste in den neuen Bundesländern“, sagt der Landtagspräsident. Ihre Entstehung gehe auf den runden Tisch in der Endphase der DDR zurück.

Die Kunstschule Potsdam macht Kindern und Jugendlichen Angebote in Werkstätten für Malerei, Druckgrafik, Plastik, Keramik und Fotografie. „Es gibt Wartelisten“, sagt Peter Bause über den großen Zuspruch. Viele Kinder besuchen die Kurse viele Jahre lang. „Manche werden bei uns erwachsen“, sagt der Maler und Grafiker. Einige hätten sogar ein Kunststudium abgeschlossen und seien anschließend als Lehrer zurückgekommen.

Günter Schenke

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