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Aus dem GERICHTSSAAL: Verfolgung mit drei Streifenwagen

Im gestohlenen Auto ohne Fahrerlaubnis mit 150 Sachen durch die Stadt

Stand:

Es war eine filmreife Verfolgungsjagd, die sich Marc M. (18, Name geändert) in der Nacht zum 2. Februar mit der Polizei lieferte. Dass es bei der wilden Hatz durch die Stadt – dem von dem Sonderschulabgänger gelenkten Auto folgten teilweise drei Streifenwagen – keine Toten gab, grenzt an ein Wunder. Eine Beamtin konnte sich allerdings nur in letzter Sekunde in Sicherheit bringen. Verlegen grinsend entschuldigte sich der künftige Metallbearbeiter gestern bei den Uniformierten, die sich bei der Verfolgung mit teilweise bis zu 150 Stundenkilometern selbst in Gefahr brachten.

„Als ich das Blaulicht hinter mir sah, wollte ich bloß weg“, gab Marc M. als Motiv an. Schließlich besaß er keine Fahrerlaubnis. Der Ford Eskort, in dem er mit zwei Kumpels saß, war gestohlen. Nach einer Spritztour durch Michendorf geriet der Potsdamer auf dem Rückweg am Brauhausberg in eine Polizeikontrolle. Statt anzuhalten und sich auszuweisen, raste er mit Vollgas durch die Heinrich-Mann-Allee, ignorierte die rote Ampel an der Friedhofsgasse, durchbrach wenig später eine Straßensperre. Dann kachelte er in ein Waldstück, übersah eine Schranke. Das Fahrzeug kam zum Stehen, war aber nur noch Schrott. Marc M. und seine Kumpane gaben Fersengeld. „Ich bin ein paarmal hingefallen. Dann hat mich die Polizei geschnappt“, erzählte der großgewachsene junge Mann. Seine Begleiter konnten entkommen. Ihre Namen möchte der wegen Diebstahls, Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Straßenverkehrsgefährdung sowie Unfallflucht Angeklagte nicht nennen.

„Wir fuhren Streife. Da erhielten wir den Funkspruch, dass sich ein Pkw der Kontrolle entzieht“, berichtete Holger P. (26) von der Wache Babelsberg. In der Drewitzer Straße habe er mit seinem Fahrzeug eine Sperre errichtet, um den Flüchtenden aufzuhalten. Doch der näherte sich mit hoher Geschwindigkeit, quetschte sich zentimetergenau zwischen Polizeiauto und Leitplanke hindurch. „Er reagierte weder auf Blaulicht, Martinshorn noch unser beleuchtetes Anhaltezeichen“, erinnerte sich die Polizeibeamtin Andrea H. (25) von der Wache Mitte. „Statt dessen hat er ständig versucht, uns auszubremsen. Seine Manöver waren so stark, dass wir fast aufeinander gefahren sind.“

„Der Angeklagte hat sich nach seinem ersten Fehlverhalten in einen Strudel falscher Entscheidungen hineinziehen lassen“, konstatierte der Staatsanwalt. Er beantragte für den bisher wegen Diebstahls und Körperverletzung Vorbelasteten zwei Wochen Dauerarrest „zum Nachdenken“. Auch der Verteidiger glaubte, sein Mandant brauche einen „Schuss vor den Bug“, plädierte allerdings auf Bewährung. Das Gericht setzte die Entscheidung über die Verhängung einer Jugendstrafe für die Dauer eines Jahres zur Bewährung aus. Marc M. muss 40 Sozialstunden leisten und an einem Verkehrserziehungskurs teilnehmen. Außerdem darf ihm in den nächsten sieben Monaten keine Fahrerlaubnis erteilt werden. Hoga

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