Landeshauptstadt: Verkaufsgespräch statt große Pause
An der Lenné-Gesamtschule gibt es zwei Firmen, die das Schulleben bereichern
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Jana Wolter und Daniel Krieg haben Dienst. Während die anderen Schüler der Potsdamer Peter-Joseph-Lenné Gesamtschule ihre Pause genießen, haben sie ihre schwarzen Firmensakkos angezogen und warten in dem kleinen Verkaufsraum auf Kundschaft. In den Regalen stapeln sich Schreibblöcke, Stifte, Anspitzer, Hefte – wer auf der Suche nach Büromaterialien ist, wird hier fündig. So wie Lehrerin Antje Ziethen, die einen Hefter und einen Klebestift kauft. Jana kassiert ab, Geld und Hefter wechseln die Besitzer. „Ich finde es schön, dass man hier so zugreifen kann“, sagt Antje Ziethe, damit spare sie nicht nur Geld – sondern vor allem auch zusätzliche Wege.
Jana und Daniel sind zwei der insgesamt 15 Mitglieder zählenden „Medien und Büro Schüleraktiengesellschaft“ (M&B). Schul- und Büromaterialien, Tintentoner-Recycling, Schulungen in Computerprogrammen, Hilfe bei Hard- und Softwareproblemen – dies alles gehört zum Portfolio der Schülerfirma, die sich 2007 auf Initiative des Informatiklehrers Thomas Jandt gründete. „Ich war ständig damit beschäftigt, irgendwelche Computer von Kollegen zu reparieren. In meinem Hauswirtschaftsraum stapelten sich die Weinflaschen, die ich als Dankeschön bekam“, erzählt Jandt augenzwinkernd. Gemeinsam mit den Schülern seines Leistungskurses überlegte er, ob man nicht eine Firma gründen könne, die diese häufig anfallenden Reparaturarbeiten für wenig Geld übernähme. Unterstützt von der Servicestelle Schülerfirmen gründeten die Lenné-Schüler eine Schüleraktiengesellschaft und beschafften sich durch den Verkauf der Firmenaktien an Lehrer, Eltern und Schüler das nötige Grundkapital. Mit Fördergeldern der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA) konnten eine Kasse und ein Notebook angeschafft werden.
Die vierjährige Firmengeschichte ist eine Erfolgsgeschichte. Im Jahr 2010 setzte die Schülerfirma 31 000 Euro um und erwirtschaftete einen Gewinn von knapp 1000 Euro. Doch um Gewinn geht es den Schülern, die in ihrer Freizeit, an Wochenenden und in den Ferien für die Schülerfirma tätig sind, nicht. „Wir treten nicht an, um ortsansässigen Einzelhändlern das Leben schwer zu machen“, betont Lehrer Jandt. An der Schule sollen vielmehr in einem geschützten Rahmen reale Wirtschaftsabläufe mit den Schülern simuliert werden. Auch der 17-jährige Daniel Krieg nickt: „Durch die Arbeit in der Schülerfirma lerne ich viel dazu, etwa wie ich mit anderen Menschen umgehe oder wie ich eine Präsentation mache.“ Buchhaltung, Marketing und Vertrieb gehören zu den Aufgaben der jungen Unternehmer. Im späteren Berufsleben werden sie von ihren Erfahrungen profitieren.
Auch auf das schulische Miteinander wirkt sich eine Schülerfirma positiv aus. „Ich fand es immer spannend, mit Schülern etwas zu unternehmen und anderen zu helfen“, sagt Jana Wolter, die gerade die Abiturprüfungen abgeschlossen hat und nun die letzten Tage bei M&B arbeitet. „Die Schüler erfahren durch ihre Arbeit sehr viel Wertschätzung“, ergänzt Jandt. Wenn etwa ein Lehrer mit einem Softwareproblem zu den Schülern komme und diese ihm helfen können, sei das ein enormes Erfolgserlebnis.
Ermutigt durch die positiven Erfahrungen der ersten Schülerfirma gründeten die Lenné-Schüler im Jahr 2010 prompt eine zweite. Die „Ton&Film Schüler-GmbH“ erstellt DVDs und CDs, digitalisiert Audio- und Videomaterial und bietet die tontechnische Betreuung von Veranstaltungen an. Zudem führt die Schülerfirma die Sendungen des Schulradios durch, das seit 1996 existiert. Technikerin Sarah Schneider und Vorstandsmitglied Laura Zech aus der zwölften Klassenstufe arbeiten gern mit den anderen Schülern zusammen. „Wir können uns gegenseitig auf uns verlassen“, so Laura. „Ich denke, nur wenn sich Schüler mit ihrer Schule identifizieren, werden die Schuljahre schöne Jahre sein“, sagt Lehrer Jandt. Eine Schülerfirma sei da ein durchaus geeignetes Mittel. Jana Wolter stimmt ihm zu. Bevor sie die Schule endgültig verlässt, hat sie noch schnell eine Aktie der „M&B“ gekauft. „Damit ich immer mal wieder dabei sein kann“, sagt sie lachend.
Heike Kampe
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