Landeshauptstadt: „Verkehrstechnisch in der Mausefalle“
Ortsbeirat für Workshop zum Wohn- und Gewerbegebiet in der Feldmark. Anwohner kritisieren Pläne
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Golm - Die Pläne für das künftige Golmer Wohn- und Gewerbegebiet nördlich der Straße In der Feldmark stoßen nach wie vor auf deutliche Skepsis. Während der städtische Umweltausschuss am vergangenen Donnerstag nach Angaben von SPD-Fraktionschef Mike Schubert den Entwurf des Bebauungsplans billigte, schickte gleichzeitig der Golmer Ortsbeirat den Planentwurf in eine weitere Diskussionsrunde. Auf Vorschlag von Ortsbeiratsmitglied Saskia Ludwig (CDU) entschied das Gremium einstimmig, einen öffentlichen Workshop durchzuführen. Erst dann will der Ortsbeirat endgültig über den Bebauungsplan abstimmen. Das Plangebiet erstreckt sich über 28 Hektar. Mehrere Hundert Wohnungen sowie forschungsnahe Gewerbebetriebe könnten hier entstehen.
Auf dem Workshop sollen sowohl Anwohner als auch die vom Bebauungsplan unmittelbar betroffenen Grundstückseigentümer darüber beraten, ob die Stadtverwaltung im bisherigen Planungsverfahren die zahlreichen Einwendungen gegen das Projekt richtig gewichtet hat oder ob noch nachjustiert werden muss. Ludwig ließ auf der Sitzung des Ortsbeirats keinen Zweifel, was sie selbst von den vorgelegten Planungen hält: Würde dies alles so gebaut werden, wären die zukünftigen Bewohner unzufrieden, sagte die CDU-Politikerin. Die soziale Infrastruktur für die Bewohner des neuen Baugebietes sei unzureichend. Überdies stört sich Ludwig daran, dass die in den Naturschutzvorschriften geforderten Ausgleichsmaßnahmen zu einem großen Teil nicht in Golm, sondern bei Krielow nahe Groß Kreutz durchgeführt werden sollen. Dort ist die Vernässung von Wiesen geplant. Es gehe nicht an, „dass bei uns alles vollgebaut wird und woanders finden die Ausgleichsmaßnahmen statt“, erklärte Ludwig.
Dem widersprach Viola Holtkamp, Mitarbeiterin der Potsdamer Stadtverwaltung. Es sei wegen der fehlenden Flächen gar nicht möglich, in Golm die kompletten Ausgleichsmaßnahmen vorzunehmen. Außerdem müsse man den Planentwurf erneut öffentlich auslegen, wenn an den Flächen für die Ausgleichsmaßnahmen noch etwas geändert werde. Ludwig wiederum fühlte sich durch diese Aussage in ihrer Position bestätigt: Der Stadtverwaltung gehe es in Wahrheit nur darum, keine Verzögerung des Verfahrens zu riskieren.
Ein weiterer Kritikpunkt vieler Anwohner ist die Straßenerschließung des künftigen Baugebiets. „Wir sitzen ja eigentlich verkehrstechnisch in der Mausefalle“, kritisierte Elrita Hobohm vom Anwohnerarbeitskreis „Die Feldmärker“ im Ortsbeirat. Das Baugebiet bringe ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in Golm mit sich, ohne dass dies von den Planern ausreichend bedacht worden sei. Den künftigen Bewohnern und Gewerbetreibenden bleibe gar nichts weiter übrig, als mit ihren Autos die vorhandenen Straßen von Golm zu nutzen. Und da werde es dann – ebenso wie in Eiche – immer voller. „Es ist jetzt schon zu“, beschrieb Ortsbeiratsmitglied Sylvia Schrader (Grüne) die Verkehrslage zu den Stoßzeiten.
Hobohm brachte erneut die Idee einer nördlichen Straßenanbindung des Areals ins Spiel. Damit könnte der Verkehr in Richtung Grube und Bornim abgeleitet werden. Sie forderte, die Straßen in dem neuen Baugebiet umzuplanen, damit eine solche Nordanbindung auch sinnvoll realisiert werden könne. Holtkamp hingegen bezweifelte die Sinnhaftigkeit der von Hobohm und den anderen „Feldmärkern“ favorisierten Variante: „Es ist bisher nicht gelungen, die verkehrliche Notwendigkeit der Nordanbindung nachzuweisen“, so die Verwaltungsmitarbeiterin. Außerdem ziehe eine solche Straße zusätzlichen Verkehr an.
SPD-Fraktionschef Schubert kündigte am Freitag auf PNN-Nachfrage an, seine Fraktion wolle sich im Stadtparlament darum bemühen, dass der Planentwurf jetzt nicht vorschnell durchgepeitscht werde, sondern noch ausreichend Zeit für das vom Ortsbeirat vorgeschlagene Prozedere bleibe. „Die Anwohnerinitiative ist wahnsinnig engagiert“, lobte Schubert das Bürgerengagement.
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