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Sport: Verletzungsfrei im Transvaal

Potsdams Geher trainieren in Südafrika für den 1. März – dann kämpfen sie in Portugal ums Olympia-Ticket

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Drei Jahre war es fast still um Andreas Erm, den Weltmeisterschafts-Dritten von 2003 in Paris – nun will es der Geher des SC Potsdam wieder wissen: Er will sich sein viertes Ticket zu Olympischen Spielen erkämpfen, um dann im August in Peking erneut sein Können unter Beweis stellen zu können. Die erste Chance, sich für Olympia zu qualifizieren, bietet sich den deutschen Gehern am 1. März bei den portugiesischen Meisterschaften in Mealhada. Und um dafür bestens vorbereitet zu sein, flogen fünf Potsdamer gestern früh mit Bundescoach Ronald Weigel aus Werder nach Südafrika, um dort in 2000 Metern Höhe zu trainieren.

Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen – seinen dritten nach 1996 in Atlanta (24. über 20 km) und 2000 in Sydney (5. über 20 km) – war Andreas Erm in der Spitzengruppe des 50-Kilometer- Wettkampfs nach 30 Kilometern disqualifiziert worden; danach begann für ihn eine lange Leidenszeit. Beschwerden im Rücken und Knie, dann auch in Hüfte und Beinansatz bremsten Deutschlands „Leichtathleten des Jahres 2003“ immer wieder aus. So konnte er bei den WM 2005 in Helsinki nicht antreten, um seinen 50-Kilometer-Titel verteidigen. Im vergangenen Jahr arbeitete er hart am Comeback, um es zu den Weltmeisterschaften nach Osaka zu schaffen, doch erneute gesundheitliche Komplikationen ließen wieder keine volle Belastung zu und dieses Vorhaben ebenfalls scheitern.

Dass er nun mit neuem Mut Richtung Peking blickt, hat ebenfalls einen medizinischen Grund: Nach vorherigen Fehldiagnosen ist der Grund für Erms langes Leiden endlich gefunden und erfolgreich behandelt worden: ein gerissener Sehnenansatz im Sitzbein. „Mittlerweile kann ich ohne Probleme trainieren“, sagte der 30-Jährige, der in den vergangenen Jahren vom Deutschen Leichtathletik-Verband und SC Potsdam weiter unterstützt und gefördert wurde, obwohl er keine internationalen Leistungsnachweise erbringen konnte. „Man hat sich mir gegenüber äußerst fair verhalten“, anerkennt Erm, der seit dem vergangenen Herbst beschwerdefrei blieb. Eine Leistungsüberprüfung in der vergangenen Woche in Leipzig „sah nicht schlecht aus“, erklärte sein Heim- und Bundestrainer. Der trotzdem Euphorie bremst: „Wir wären froh, wenn er die Olympianorm schaffen würde.“ Erm hat für Peking die 50 Kilometer im Blick; dafür müsste er diese Strecke zuvor in 3:52:00 Stunden gehen. Sein Deutscher Rekord steht seit 2003 bei 3:37:46 Stunden, so dass die Norm für ihn normalerweise keine übergroße Hürde darstellen würde – normalerweise. Denn Weigel meint auch: „Ich bin erstmal zufrieden, wenn der Junge gesund bleibt. Ihm fehlt immer noch einiges.“

Im bergigen Dullstroom im Transvaal – nordöstlich Johannesburgs – trainiert Andreas Erm nun dreieinhalb Wochen auf der Walkersons-Farm gemeinsam mit seinen Klubkameraden Melanie Seeger, Maik Berger, Carsten Schmidt und Christopher Linke sowie dem Berliner André Höhne. „Dabei stehen vor allem Kraft und Ausdauer im Mittelpunkt“, erläuterte Ronald Weigel. Er will seine Schützlinge „auf profilierten Strecken“ üben lassen, ehe sie nach ihrer Rückkehr bei den Deutschen Hallenmeisterschaften antreten – als Zwischenstopp auf dem Weg nach Mealhada.

„Dort will ich mich gleich für Olympia qualifizieren“, kündigte Melanie Seeger vor dem Flug nach Südafrika an. Die 31-Jährige ist nach dem für sie enttäuschenden Rang 14 bei den WM von Osaka optimistisch, in Portugal die 20 Kilometer in der für Olympia 2008 geforderten Zeit von 1:31:00 Stunden zu schaffen; ihre eigene Bestzeit steht seit 2004 bei 1:28:17 Stunden. „Es soll gleich klappen, damit ich anschließend ohne großen Druck konzentriert auf den 21. August hin arbeiten kann.“ Dann stehen in Peking die 20 Kilometer der Frauen an. Um sich dort besser als zuletzt in Osaka platzieren zu können, hat der Schützling von Trainer Michael Klabuhn auch medizinische Konsequenzen aus dem Jahr 2007 gezogen. Damals hatten muskuläre Probleme im Sommer zu Verhärtungen im Rücken geführt, die wiederum auf den Ischiasnerv drückten und eine Entzündung im rechten Bein nach sich zogen. „Den dadurch erlittenen Trainingsrückstand konnte ich bis zu den WM nicht mehr wett machen“, so Melanie Seeger. „Um das künftig zu vermeiden, arbeite ich seit letztem Oktober mit Physiotherapeuten und einem Osteopathen in Berlin zusammen.“ Ein Laufbahntest vergangene Woche in Leipzig habe ihr gezeigt, „dass ich auf einem guten Niveau bin. Das muss ich jetzt in Südafrika stabilisieren.“

In Dullstroom wird die Geherin die eine oder andere Übungseinheit gemeinsam mit einer Langstreckenläuferin absolvieren: mit Melanie Kraus vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Die 33-jährige Siegerin des Frankfurt-Marathons 2007 wollte derzeit eigentlich in Kenia trainieren, schloss sich wegen der dortigen politischen Unruhen aber lieber den Gehern an. „Prima“, freut sich Melanie Seeger. „So bin ich da unten nicht die einzige Frau zwischen all den Männern.“

Mitarbeit: Gerhard Pohl

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