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Landeshauptstadt: Verliebt in Potsdam

Helene Hertzfeld ist gestern 100 Jahre alt geworden / Jann Jakobs gratulierte

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Vor 15 Tagen ist sie zum zweiten Mal Ur-Urgroßmutter geworden. Der am 15. Februar geborene Sohn ihres Urenkels konnte gestern jedoch noch nicht unter den Feiergästen sein. Zu ihrem 100. Geburtstag bekam Helene Hertzfeld dafür aber Besuch von ihrer mittlerweile 79- jährigen Tochter, ihrem 57-jährigen Enkel, ihrem 36-jährigen Urenkel sowie ihrer 9-jährigen Ur-Urenkelin: Vier Generationen ihrer Nachkommen feierten die Jubilarin gestern also gemeinsam unter dem Dach der Senioren-Wohngemeinschaft in der Berliner Straße 49.

„Dem Alter entsprechend geht es ihr gut“, sagte Vera Eplinius zu dem gesundheitlichen Zustand ihrer Mutter. „Nur das Gedächtnis ist leider weg“. Eplinius beschreibt ihre Mutter als „großen Familienmenschen“. Mit ihrem Mann, der vor 17 Jahren verstarb, habe Helene Hertzfeld 1986 noch die Diamantene Hochzeit zu 60 Ehejahren gefeiert. Zwei Kinder sind aus der Verbindung hervorgegangen. Der 1926 geborene Bruder der jüngeren Vera sei aber bereits im Alter von neun Jahren bei einem Unfall gestorben.

Ihre Mutter sei in ihrem Leben „nicht viel aus Potsdam herausgekommen“, so Eplinius. „Denn sie liebt ihre Heimatstadt“. Lange Zeit sei die am 1. März 1907 geborene Hertzfeld als Hausfrau tätig gewesen. Nach dem zweiten Weltkrieg habe sie zunächst in einer Fleischerei ausgeholfen, später Zeitungen ausgetragen und schließlich im Postamt am Platz der Einheit gearbeitet. Ihr Ehemann habe derweil als Schlosser die Potsdamer Straßenbahnen in Stand gehalten. Zu den Gratulanten zählten gestern neben Bundespräsident Horst Köhler, der Hertzfeld schriftlich würdigte, auch Oberbürgermeister Jann Jakobs, der die Jubilarin persönlich beglückwünschte.

Mitte Februar noch wurde Jakobs kritisiert, da er dem pensionierten DDR-Richter Hermann Wohlgethan zum 100. Geburtstag eine Glückwunschkarte überbringen ließ (PNN berichteten). Wohlgethan hatte in der DDR Regimekritiker zu langen Haftstrafen verurteilt. Ermittlungen gegen ihn wegen Rechtsbeugung wurden einzig aufgrund seines Alters eingestellt. Zur Ehrung Helene Hertzfelds hätten seine Mitarbeiter nun, so Jakobs, „etwas genauer hingeschaut“. „Große Recherchen“ hätten sie aber nicht betrieben, so Jakobs. Schließlich wolle die Stadt „keine Gesinnungsschnüffelei“ betreiben. Frederik von Harbou

Frederik von Harbou

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