Aus dem GERICHTSSAAL: Verliebt und unbelehrbar

„Lernen Sie endlich, sich in unserem Land an die Spielregeln zu halten. Seit Sie deutschen Boden betreten haben, begehen Sie Straftaten. Solche Leute wollen wir bei uns nicht haben, um das einmal in aller Deutlichkeit zu sagen“, grollt Amtsrichterin Waltraud Heep und verurteilt Manh Hung N. (26) wegen vierfachen Verstoßes gegen das Ausländergesetz zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Mit dieser Sanktion geht sie weit über den Antrag des Staatsanwalts hinaus, der eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten forderte. In dieses Urteil werden sechs Monate Haft einbezogen, die der Vietnamese im März vorigen Jahres wegen mehrerer gleichgelagerter Delikte erhalten hatte.

Manh Hung N. lebt im Ausländerheim am Lerchensteig. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Er besitzt jetzt eine Duldung, darf sich lediglich im Stadtgebiet von Potsdam sowie im Landkreis Potsdam-Mittelmark aufhalten. Doch seine Partnerin wohnt in Nürnberg. Immer wieder fuhr der noch sehr kindlich Wirkende in der Vergangenheit zu ihr, ohne die Erlaubnis der Ausländerbehörde einzuholen, wurde mehrfach dafür bestraft. Zwischen dem 9. Januar und dem 21. Juni 2004 wurde Manh Hung N. erneut viermal bei illegalen Aufenthalten in Berlin, Erlangen und Nürnberg erwischt. Dafür musste er sich jetzt vor Justitia verantworten.

„Ihre Freundin kann auch nach Potsdam kommen. Sie müssen nicht unbedingt in der Weltgeschichte herumkutschieren“, gibt die Vorsitzende zu bedenken. Der Angeklagte wirkt zerknirscht. „Einmal musste ich aber dringend zu ihr fahren. Da hatte sie eine Fehlgeburt“, begründet er.

Nun werde er sich wirklich an die Gesetze halten, beteuert der bereits wegen zahlreicher Diebstähle, Schwarzfahrens, Urkundenfälschung und Rauschgiftbesitzes Vorbestrafte. Weil eine Bewährungschance widerrufen wurde, er seit September vorigen Jahres im Gefängnis sitze, sei der Kontakt zu der jungen Frau eingeschlafen. „Zweimal hat sie mir noch geschrieben. Jetzt antwortet sie nicht mehr. Ich denke, die Beziehung ist beendet“, so Manh Hung N.

„Sie werden demnächst sowieso kaum Gelegenheit haben, gegen Normen zu verstoßen“, entgegnet Richterin Heep. „Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie sehr lange hinter Gittern sitzen dürften?“ Der Vietnamese blickt traurig und nickt. Dann erklärt er: „Wenn ich wieder draußen bin, werde ich versuchen, Arbeit in einer Gaststätte zu finden.“ Die Vorsitzende seufzt. „Sie dürfen doch in Deutschland gar nicht arbeiten. Damit würden Sie schon wieder eine neue Straftat begehen. Fahren Sie endlich nach Hause, wenn sie wieder frei sind“, rät sie.hoga