Von Guido Berg: Verluste vermeiden
Bundesweiter „Tag des offenen Denkmals“ wurde gestern in Potsdam eröffnet / Platzeck: „Zukunft braucht Herkunft“
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In Potsdam war die Villa Henckel schlicht der Magnet des gestrigen Tages des offenen Denkmals. Hunderte Potsdamer und Gäste der Stadt pilgerten den Pfingstberg hinauf, um die 1868 bis 1870 unter Baumeister Ernst Petzholtz erbaute spätklassizistische Turmvilla zu besichtigen. Die Fassade des Prachtbaus ist bereits saniert, die Wiederherstellung der Innenräume steht noch an. Ab Herbst 2010 will der renommierte Maler und Künstler Markus Lüpertz in der Villa Henckel ein Kunstakademie eröffnen. Bereits am gestrigen Tag war in der Villa Kunst zu genießen, Juliane Laitzsch und Ingo Fröhlich zeigten einem aufgeschlossenen Publikum ihre Werke.
Mit der Wiederherstellung der Außenanlagen der Villa Henckel ist Landschaftsarchitekt Thomas Guba betraut. Bereits 2000 Kubikmeter „lose Masse“ hat er nach eigenem Bekunden aus der unmittelbaren Nähe der Villa abfahren lassen. Der Schutt stammt aus der Breiten Straße, von wo er in den 1970er Jahren auf das Grundstück der Villa Heckel verbracht worden war. „Irgendwann“, hofft Guba, „wird das gesamte ehemalige Grundstück bis runter zur Großen Weinmeisterstraße wieder erlebbar sein.“ Ein Großteil des ehemaligen Villengartens gehört der Schlösserstiftung, mit der es darüber bereits Gespräche gebe.
„Denkmale sind Zeugnisse unserer Geschichte und damit Teil unserer Identität“, hatte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bei der bundesweiten Eröffnungsveranstaltung am Vormittag auf dem Platz vor dem Brandenburger Tor in Potsdam erklärt. „Zukunft braucht Herkunft“, sagte der Regierungschef. Denkmale zu erhalten sei wichtig, um dem „öffentlichen Gedächtnisverlust entgegenzuwirken“. Der alljährliche Denkmaltag ist nach den Worten Platzecks Gelegenheit, die Arbeit der Denkmalpfleger vorzustellen und dafür Verständnis zu wecken.
Auf „die Gefahr unzureichender Rahmenbedingungen für den Denkmalschutz“ machte Landeskonservator Prof. Detlef Karg aufmerksam. Eine stärkere Zuweisung öffentlicher Mittel sei notwendig, „um Verluste zu vermeiden“. Prof. Karg: „Wir sollten nicht so lange warten, bis Verluste unser Handeln bestimmen.“ Rekonstruktionen verschwundener Denkmäler stellten nur noch „eine Erinnerungsstätte für das Verlorene“ dar, mahnte Prof. Karg.
Beinahe wäre die zentrale Auftaktveranstaltung Ort einer Demonstration geworden. Doch die Pläne dafür hat die Chefin des Bornstedter Friedhofs, Jutta Erb-Rogg, kurz zuvor ad acta gelegt. Noch Freitagabend habe sie eine E-Mail des Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne) erhalten, die sie zuversichtlich stimmte. Das Welterbe-Areal Friedhof Bornstedt soll vom Welterbe-Programm des Bundes profitieren; die Stadt Potsdam jedoch hat Mühe, den städtischen Eigenanteil zu finanzieren. Nun jedoch habe Klipp beim Finanzbeigeordneten Burckhart Exner Fortschritte erzielt, so Jutta Erb-Rogg.
Zum offiziellen Programm des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Prof. Gottfried Kiesow, gehörte gestern ein Besuch des Winzerberges. Prof. Kiesow kaufte für 30 Euro eine der 5000 benötigten Scheiben, mit denen kleine Gewächshäuser für die Rebstöcke wiedererrichten werden sollen, so Diethelm Marche vom Bauverein Winzerberg e.V.. 630 Scheiben, in der der Spender seinen Namen oder den eines von ihm mit der Scheibe Beschenkten eingravieren lassen kann, habe der Verein bereits zusammen.
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