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Landeshauptstadt: Verlustgeschäft Treffpunkt Freizeit

Jährlich bis zu 50 000 Euro Defizit / Jugendausschuss kritisiert Elternproteste

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Der Treffpunkt Freizeit ist für die Malteser ein dauerhaftes Verlustgeschäft. Das wurde gestern während der Jahrespressekonferenz des Hauses bekannt. „Das jährliche Defizit liegt immer noch bei vierzig- bis fünfzigtausend Euro, die wir tragen“, sagte Patrick Hofmacher, Leiter der Abteilung Jugendhilfe bei den Malteser Werken in Köln. Im Vergleich zu anderen Häusern und Projekten des gemeinnützigen Trägers sprenge dies alle Dimensionen. Gleichwohl zeige das Festhalten an dem Haus, wie wichtig der Standort Potsdam für die Malteser sei, sagte Hofmacher.

Zuvor hatte Treffpunkt-Chef André Martin versucht, eine weitgehend positive Jahresbilanz zu ziehen – obwohl sein Haus wegen des Dauerstreits um das Kindermusiktheater „Buntspecht“ derzeit vor allem negative Schlagzeilen macht. In einer von vier DIN-A4-Seiten langen Erklärung betonte Martin unter anderem die positive Entwicklung der Besucherzahlen seit dem Ende der Sanierung des Hauses vor mehr als zwei Jahren. So seien die Zahlen nach dem 2005er-Tiefstand von etwa 43 000 Besuchern pro Jahr auf 67 000 Nutzer in 2008 gestiegen. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, so Martin.

Gleichwohl räumte Unternehmenssprecherin Claudia Kaminski „Fehler“ im „Buntspecht“-Streit ein. In dem Konflikt hatten sich die Malteser zunächst von der langjährigen Theaterleiterin Margitta Burghardt trennen wollen, dies jedoch Anfang der Woche nach heftigen Elternprotesten wieder revidiert. Bei einer Demonstration vor dem Stadthaus am Montag hatten die Eltern daraufhin die Ablösung von Treffpunkt-Chef Martin gefordert. Ebenso liegt gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige wegen einer angeblichen Körperverletzung vor, die sich vor einem Monat bei einer Rangelei im Treffpunkt nach einer Weihnachtsfeier ereignet haben soll. Außerdem hatten Eltern die Anschuldigung erhoben, Martin betreibe „Vetternwirtschaft“.

Der Treffpunkt-Chef verteidigte sich gestern gegen die Anwürfe. So räumte er zwar ein, dass der Freund seiner Schwester zwei Drittel des Reinigungsdienstes im Haus übernommen habe und dabei rund 21 Stunden in der Woche arbeite. Eine Ausschreibung dafür habe es wegen „finanzieller Geringfügigkeit“ aber nicht geben müssen, allerdings sei der Job über das Studentenwerk bekannt gemacht worden, so Martin weiter. Zu der Strafanzeige wegen der Rangelei nahm er keine Stellung. „In diesem Punkt haben wir aber vollstes Vertrauen in Herrn Martin“, so Kaminski. Eine von den Eltern geforderte Entschuldigung oder gar die Ablösung von Martin wegen des Konflikts lehnte sie ab. „Wäre nicht auch von der anderen Seite eine Entschuldigung angebracht?“

Auch im Jugendhilfeausschuss am Donnerstag wurde das Vorgehen der Eltern der jungen „Buntspecht“-Darsteller kritisiert. So seien die Kinder in dem Konflikt instrumentalisiert worden, sagte Stadtjugendring-Chef Dirk Harder. Ähnlich äußerte sich eine Mehrheit der anderen Ausschussmitglieder.

Eine Chance auf Annäherung bietet der 26. Januar. Dann wollen Eltern und Treffpunkt-Leitung darüber reden, wie die neben „Buntspecht“ neu geplanten Theaterprojekte organisiert werden können. Ab Februar sollen alle Proben beginnen. HK

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