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POTSDAM: Vermeintliche Entführung klärt sich auf

Viele Potsdamer Eltern sind verunsichert: In Flugblättern, Kettenbriefen und E-Mails wird davor gewarnt, dass Kinder in Potsdam von Fremden angesprochen und weggelockt worden sein sollen. Ein vor knapp zwei Wochen in der Babelsberger Plantagenstraße bekannt gewordener Fall habe sich jetzt allerdings als Missverständnis herausgestellt, sagte Polizeisprecherin Katrin Laurisch.

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Doch die Unruhe hat kein Ende: Eine Siebenjährige hat nun angegeben, in der Schule „Am Humboldtring“ von Unbekannten weggelockt worden zu sein. Zudem ist eine betrügerische Ketten-E-Mail im Umlauf. Darin wird eine versuchte Entführung im Stern-Center geschildert. Mit der E-Mail soll ein Computervirus verbreitet werden.

Einige Eltern hätten solche Nachrichten weitergeleitet, ausgedruckt oder an Schulen und Kindergärten verteilt, so Laurisch. Die Polizei beobachte das mit Sorge. Die E-Mails machten die Verunsicherung größer. Im Babelsberger Fall hatte ein achtjähriger Junge angegeben, in der Plantagenstraße von einem Mann aus einem Auto heraus angesprochen worden zu sein. Der Aufforderung „Steig ein, Mäuschen“, war das Kind nicht gefolgt und weggelaufen. Per E-Mail hatten die Eltern andere Familien gewarnt. Daraufhin meldete sich ein Vater und löste das Rätsel: Er hatte seinen Sohn abholen wollen, der ebenfalls dort wartete. Er rief ihn zu sich. Der Fall verdeutliche, in welcher Art Sachverhalte von Kindern falsch interpretiert würden, so Laurisch.

So werfe auch ein ähnlicher, in der gleichen Woche von einer Siebenjährigen berichteter Fall Fragen auf: Sie soll in der Grundschule „Am Humboldtring“ von zwei Männern angesprochen worden sein. Diese sollen versucht haben, sie mit Schokolade ins Auto zu locken. Als das Kind ablehnte, soll einer der Männer zum anderen gesagt haben: „Komm, wir kriegen hier sowieso keine Kinder.“

Auch in diesem Fall seien das Kind und Zeugen befragt worden, sagte Laurisch. Sowohl Lehrer als auch Mitschüler hätten allerdings keine schulfremden Personen auf dem Flur beobachtet – zuvor hatte in der Schule aber eine Unterrichtsstunde des Sozialtherapeutischen Instituts stattgefunden. Es ging um das Thema „Mitgehen mit Fremden“. „Ich bin selbst Mutter, ich kann verstehen, dass sich Eltern Sorgen machen“, so Laurisch. Die Umstände ließen an der Darstellung des Kindes allerdings zweifeln. Dennoch verfolge man den Fall weiter.

In Kleinmachnow zeigte sich in der Vergangenheit, dass sich Eltern zu Recht sorgten: Im Jahr 2009 berichteten mehrere Kinder, von einem Mann angesprochen worden zu sein. Per E-Mail warnten sich die Familien. Zum Jahresende konnte die Polizei einen 57-jährigen Berliner festnehmen. Viele der Vorfälle konnten ihm zugeschrieben werden.

Doch inzwischen versuchten auch Betrüger, ein Geschäft mit der Angst der Eltern zu machen, warnt Laurisch.  In Potsdam kursiert eine sogenannte „Hoax-Mail“, die vor einer Kindesentführung im Stern-Center warnt. Die erschwindelten Kettenbriefe stecken oft voller Computerviren. Der Text ist polizeibekannt, ändere sich gelegentlich. Auch die TU Berlin führt den Brief neben anderen auf einer Hoax-Mail-Liste.

„Die Aufklärungsarbeit ist sehr schwierig für uns“, sagte Laurisch. Nur wenig verunsichere Eltern so, wie die Nachricht einer versuchten Kindesentführung. Die Kinder hätten sich in beiden geschilderten Fällen richtig verhalten. Die Polizei nehme jeden Fall ernst. Dennoch appellierte Laurisch an die Eltern, nicht zuerst andere Familien zu informieren, sondern die Polizei. Tobias Reichelt

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