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Landeshauptstadt: Vernetzt, aber unbekannt

Potsdamer „Gesundheits- und Sozialgipfel 2011“

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Drewitz – Die bestehenden sozialen Netzwerke und Hilfen sind noch zu wenig bekannt. Das ist eine Erkenntnis des jüngsten Potsdamer Gesundheits- und Sozialgipfels, der zum Weltgesundheitstag stattfand. Etwa 40 Teilnehmerinnen trafen sich am Donnerstag zum Erfahrungsaustausch in der Drewitzer Priesterwegschule. „Wir stellen gerade zusammen, welche Vereine und andere Freizeitmöglichkeiten für Kinder es in den Stadtteilen gibt“, sagte Anke Latacz-Blume. Die Fachbereichsleiterin für Soziales, Gesundheit und Umwelt der Stadtverwaltung beklagt, dass viele Eltern die Möglichkeiten und Ansprechpartner nicht kennen. „Das wollen wir ändern.“ Wie die Sportvereine müssten die bestehende Netzwerke noch mehr publik werden.

„Prävention ohne Gesetz – Meilensteine zwischen Pflicht und Kür“, so das Motto der sechsstündigen Veranstaltung, bei der es nicht nur um Gesundheitsvorsorge, sondern auch um das soziale Klima in den Stadtteilen ging. Lehrerin Christine Adler macht anschaulich, dass Prävention bei den Kleinen anfängt. „Auf dem Geburtstag meiner Omi musste ich einen Eierlikör trinken“, berichtete ihr eine Schülerin der dritten Klasse. Und als sie im Unterricht darüber sprach, welche negativen Wirkungen das Rauchen hat, bekam manch ein Kind große und ängstliche Augen, denn „meine Mutti raucht“.

Die Atmosphäre in der Familie sei laut Adler eine der wichtigsten Voraussetzungen der Prävention. „Manche Kinder überrede ich, in einen Sportverein zu gehen, damit sie erleben, dass es noch etwas anderes gibt als Computer und Fernsehen.“ Die sechste Klasse, in der Adler Klassenlehrerin ist, besteht zu einem Drittel aus Kindern mit Migrationshintergrund. „Wenn ich mit deren Eltern über Probleme sprechen will, hapert es oft an der Verständigung“, erzählte sie und berichtete vom vergeblichen Versuch, einen Albanisch-Dolmetscher aufzutreiben. Latacz-Blume und Sozialpädagogin Birgit Ukrow beteuerten, dass es dabei eigentlich keine Probleme geben dürfte, „denn wir haben ein Riesennetzwerk“. Doch offenbar gibt es Schwierigkeiten, den Zugang zu finden.

Der Verein Soziale Stadt ist einer der Ankerpunkte für die soziale Arbeit in den Stadtteilen. In „Problemkiezen“ wie Drewitz konnte dank Fördermitteln viel erreicht werden. Stefan Krapp, Koordinator für das Programm Soziale Stadt im brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur, sieht sich mit einer extremen Kürzung der Finanzen konfrontiert. „Es sieht nicht gut aus“, bekannte er. Von einer Mittelkürzung um mehr als 70 Prozent ist die Rede. Damit stehen unter anderem das Quartiersmanagement sowie Stadtteil- und Projektläden auf der Kippe.

Daniel Beermann, Sozialmanager beim Wohnungsunternehmen Pro Potsdam, kann auf Kontinuität verweisen. Prävention sei bei zunehmend älter werdender Mieterschaft einfach notwendig. „Wir haben 25 Wohnbetreuer“, sagt er. Diese beraten zur altersgerechten Wohnungseinrichtung. Das Ziel der Wohngesellschaft sei es, die Mieter so lange wie möglich zu halten. „Älter werden in Potsdam“, heißt ein einschlägiges Netzwerk. Auf dem „Gipfel“ wurde deutlich, dass auch dieses nicht hinreichend bekannt ist. G. Schenke

G. Schenke

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