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Landeshauptstadt: Vernichtung der Schloss-Steine gestoppt

Protest gegen heimlichen Abtransport des Fundaments / Vorschlag: Ziegel als Geld-Quelle für Original-Fassade

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Innenstadt – Der Abtransport von Steinen aus dem Fundament des Stadtschlosses auf die Schutthalde ist gestoppt. Mit Empörung und Unverständnis reagieren die Bürgerinitiative „Mitteschön“ und der Wiederaufbau-Förderverein auf die Vernichtung der letzten authentischen Reste des Potsdamer Stadtschlosses. Sonnabendvormittag trafen sich die Initiativen vor Ort, um gegen die „Beseitigung der letzten Spur der Originalität“, zu protestieren. Dabei können sie sich der Zustimmung von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sicher sein. Selbst durch andere Termine verhindert, entsandte dieser seinen Referenten Dieter Jetschmanegg auf den Alten Markt, um der Bürgerinitiative ausdrücklich seine Unterstützung zu signalisieren. Damit scheint der unkontrollierte Abtransport von Originalteilen des Stadtschloss-Fundamentes eingestellt zu sein. „Die Hälfte der Kopfbauten-Fundamente sind schon auf die Deponie gefahren“, stellt Christian Wendland empört fest. Der Architekt war maßgeblich am Wiederaufbau des Fortunaportals auf den originalen Fundamenten beteiligt. Er hält es aus dieser Erfahrung für möglich und notwendig, auch beim Bau des „Landtagsschlosses“ so zu verfahren. Es sei ihm unverständlich, dass der Sanierungsträger die Fundamente heimlich abräumen lässt, noch ehe jemand weiß wie weit die unter dem Landtagsneubau geplante Tiefgarage geht. Er halte es darüber hinaus für „unsinnig“, unter einer Knobelsdorff-Fassade eine zweispurige Einfahrt für eine Tiefgarage, wie sie an der Humboldtstraße vorgesehen sei, zu errichten. Sieben Millionen Euro werde allein die Tiefgarage kosten. „Das ist an anderer Stelle billiger zu machen“, erklärt Wendland.

Nach Meinung der Stadtverordneten Saskia Hüneke (Bündnis 90/Die Grünen) sollten die nicht mehr verwendbaren Originalsteine des Schlosses verkauft und der Erlös für die historische Fassade verwendet werden. Wie das im Einzelnen zu geschehen habe und wo die Steine gelagert werden, soll ein erneuter Ortstermin mit dem Sanierungsträger und den Archäologen am heutigen Montag ergeben. Einen Rechtsbruch sieht Hüneke in der Beseitigung der Schloss-Fundamente nicht, denn die Obere Denkmalbehörde habe, gestützt auf Fachgutachten, festgestellt, dass die Fundamente des Stadtschlosses für einen Neubau nicht verwendbar seien. Entsprechend einer Genehmigung aus dem Kulturministerium von Johanna Wanka (CDU) sollten die Originale daher aufgegeben werden, nachdem der gesamte Bestand dokumentiert worden sei.

„Die Verwendung für Spenden ist das Beste, was mit den Steinen anzufangen ist“, sagt Hüneke

Nach ihrer Meinung sollten jedoch verwendbare Bauteile „als Andenken“ vor Ort verbleiben. Der Verkauf der Schloss-Steine solle nicht zu einem festen Preis, sondern „nach Einkommen“ erfolgen. Die genauen Modalitäten würden auf einer „Baubesprechung“, die noch diese Woche stattfinde, festgelegt.

Nach den bisherigen Planung sollen Originalfundamente von der Südseite der Schlossanlage, die sich derzeit unter der Straßendecke der Friedrich-Ebert-Straße befinden, erhalten bleiben und möglicherweise später als Schauobjekte innerhalb des Neubaus zugänglich sein.

Wendland kritisiert, dass Punkt sechs des Landtagsbeschlusses zum Neubau am Alten Markt, der eine bürgernahe und werbewirksame Schaustelle vor Ort vorsieht, bisher nur halbherzig verwirklicht sei. Statt dessen „wird ausradiert“, geißelt er das Vorgehen der Verantwortlichen in der Landesregierung und beim Sanierungsträger Potsdam, das er „archäologische Denkmalzerstörung“ nennt.

Günter Schenke

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