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Landeshauptstadt: Verpatzter Auftakt

Besucherführungen auf die Kolonnaden am Palais

Stand:

Nicht eben erfolgversprechend verlief am Ostersonntag der Start für die Führungen, die die Saison über dem Publikum die Kolonnaden am Neuen Palais als größte Stiftungsbaustelle vorstellen sollen. Das lag nicht an mangelndem Interesse, denn schon vor 14 Uhr hatten sich trotz Tröpfelregens an die 70 Menschen vor dem Natursteinbauwerk angesammelt. Einen Mitarbeiter des Marketings, einen Baudenkmalpfleger oder Bauleiter, der sie begrüßte und vorinformierte, bekamen sie nicht zu Gesicht – dafür aber kurz nach der eigentlichen Startzeit die Honorarkraft Inge Riecke, die von der Stiftung mit den Führungen beauftragt worden war.

Sie schickte als erstes alle weg, die sich nicht angemeldet hatten. Darum wurde in der Ankündigung zwar gebeten, es war aber nicht zur Pflicht gemacht worden. Anschließend wurden die Angemeldeten über die regennasse Mopke zur Kasse geschickt, um dort ihre Tickets zu holen. Die erste Führung begann mit viertelstündiger Verspätung. Die Abgewiesenen fragten sich, warum für den groß angekündigten Termin nicht besser Vorsorge getroffen worden war. Das riesige fünfetagige Schaugerüst mit ausrechend Auf- bzw. Abgängen lässt gleichzeitige oder zeitlich versetzte Führungen mehrerer Gruppen zu. Als die Stiftung Ende September 2005 ihr Projekt „Baustelle als Schaustelle“ erstmals vorstellte, begannen sie zwischen 11 und 16 Uhr alle Viertelstunde. Geleitet wurden sie durch Baudenkmalpfleger, und Wartezeiten konnten durch einen Gang auf den nahegelegenen Skulpturenhof am Neuen Palais überbrückt werden

Diesmal hatte man das gerade zu Feiertagen wie Ostern zu erwartende spontane Besucherinteresse offensichtlich von vornherein ausgeklammert. Nicht einmal ein paar Schutzhelme waren zusätzlich bereit gelegt worden, sie reichten gerade für die beiden von Inge Riecke geführten Gruppen. Dieser unbefriedigende Ablauf verwundert, weil das unter den Fachleuten umstrittene teure Stahlgerüst, das 700 Tonnen schwer ist und 54 000 Quadratmeter Hallenraum überspannt, auch damit gerechtfertigt wird, dass es die Besucherführungen ermöglicht. Mit maximal 60 Teilnehmern je Führungstag wird die Stiftung ihr Ziel nicht erreichen, einem breiten Publikum die Priorität der Kolonnadenrestaurierung gegenüber anderen dringlichen Sanierungsobjekten verständlich zu machen. Auch zusätzliche Einnahmen in nennenswerter Höhe, wie beabsichtigt, können so nicht erzielt werden. Für die Sanierung der 96 Säulen, die bis zu 13,5 Zentimeter aus dem Lot geratenen sind, der übrigen Bauteile sowie die Restaurierung der 42 überlebensgroßen Skulpturen sind 11,25 Millionen Euro vorgesehen. Die Arbeiten sollen bis zum 300. Geburtstag des Bauherren Friedrich II. im Jahr 2012 beendet sein.

Erhart Hohenstein

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