ATLAS: Versagen
Michael Erbach über den Auftakt des Ermyas-Prozesses
Stand:
Nicht die Gewalttat gegen Ermyas M., dieser eine, beinahe tödliche Schlag und die Motive dafür, haben den Auftakt des Prozesses bestimmt, sondern Peinlichkeiten. Entgegen allen Vermutungen hat die Anklage – bislang zumindest – keine handfesten Beweise dafür auf den Tisch legen können, dass die beiden Angeklagten tatsächlich die Täter waren. Im Gegenteil: Ein Verwirrung stiftendes, bislang unbekanntes Telefonat und kaum nachvollziehbares unprofessionelles Agieren von Beamten am Tatort lassen eher den Schluss zu, dass der Prozess in einer Farce enden könnte. Erhellendes jedenfalls kam bislang nicht ans Licht. Das alles wäre nicht so schlimm – schließlich ist ein Gerichtsverfahren dazu da, dass alle Umstände, Indizien, Aussagen am Ende die Wahrheit ans Tageslicht bringen sollen. Doch angesichts der Tatsache, dass es um Gewalt, möglicherweise um Fremdenfeindlichkeit geht, um das Agieren und Reagieren von Medien und Menschen auf Informationen, angesichts des gewaltigen Interesses, dass der Prozess – absehbar - auf sich gezogen hat, muss der Prozessauftakt erschrecken. Das ist nicht professionell. Und auch Ermyas M. müsste wissen, dass Auftritte in Talk-Shows zwar dazu dienen, Emotionen zu bedienen. Doch dem Verfahren hilft das überhaupt nicht. Im Gegenteil.
Michael Erbach
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: