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Homepage: Verschenktes Jubiläum

Zum 40. suchen die „Sehsüchte“ den Sinn von Studentenfilmfestivals

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Ein 40-jähriges Jubiläum klingt für ein Studentenfestival nach etwas Großem. Groß ist auch das Foyer der Filmhochschule HFF, in dem der Geburtstag der „Sehsüchte“ dieses Jahr gefeiert wird. Groß, aber leer und viel zu weit weg von den Thalia-Kinos, in denen die Festivalfilme zu sehen sind.

Spärlich besetzt bleiben auch Stühle zur Podiumsdiskussion über die Bedeutung des Studentenfestivals. Die wenigen Anwesenden sind sich dafür einig, dass man Studentenfilmfestivals braucht. Weil sich der Filmnachwuchs hier international austauschen und ausprobieren kann, und weil das Publikum die Chance bekommt, hochwertige Filme zu sehen, die sonst nicht in den Kinos laufen. Studentenfilme sind längst nicht mehr wackelig und schlecht gemacht. Im Gegenteil. Auch da sind sich die fünf auf dem Podium einig. Das überrascht auch nicht, denn fast alle Diskutierenden sind mit der HFF verbunden.

Michael Konstabel war 1995 derjenige, der dem Festival seinen heutigen Namen gab. Zu dritt haben sie damals nach der Wende das Filmfest wieder ins Leben gerufen. Moderatorin Susanne Eichner hat selbst in ihrer Studentenzeit in der Festivalleitung gesessen und ist heute Lehrende an der HFF, Anna Jurzik und Paula Syniawa haben letztes Jahr „Sehsüchte“ betreut und gründen dieses Jahr ihr eigenes Festival, Christina Marx ist an der HFF für den Vertrieb zuständig und mit Sarika Hemi Lakhani war wenigstens eine Produzentin von außerhalb anwesend.

Statt Diskussion gab es eher ein Selbstportrait der Studentenfestivals. Besonders wunde Punkte wie die alljährliche Finanzierung des Festivals, mögliche Kooperationen zwischen Werbepartnern und des jährlich wechselnden „Sehsüchte“-Organisatorenteams wurden nur benannt. Die Mühe, Diskussionspartner aus diesen Bereichen oder auch Vertreter anderer Internationaler Studentenfestivals einzuladen, hatte man sich nicht gemacht. Und so blieb die Diskussion eine kleine versteckte Lehrveranstaltung, die niemand bemerkt hat und an die sich niemand erinnern wird. Verschenkt eigentlich.

Auch der Rest des Jubiläums findet etwas im Abseits statt. Dabei gäbe es genug Gründe groß zu feiern. „Sehsüchte“ ist heute nicht nur das größte europäische Studentenfilmfest, es ist auch eins der ältesten. Das erste Festival fand 1972 als FDJ-Studentenfilmtage statt. Das DDR-Kapitel des Festivals fällt jedoch recht kurz aus auf der Ausstellungswand, die in Bildern und mit Zeitungsausschnitten die Geschichte des Festivals erzählt. Etwas kompensiert wird dieses Manko mit der Jubiläums-Retrospektive zu Jürgen Böttcher, ehemaliger HFF-Absolvent und Dokumentarfilmer am Samstag (ab 15 Uhr im Thalia 2).

Wer die Jubiläumsausstellung besuchen möchte, muss sich also auf den Weg zur HFF machen. Ein roter Teppich zieht sich schon vom Eingang quer durch die Halle. Er führt zur Rechten vorbei an einer Stellwand mit Filmbildern aus erfolgreichen Studentenfilmen der HFF in die Festival-Lounge, die den Gästen und Filmemachern Raum zum Reden, Entspannen und zum Tanzen bietet. Folgt man dem roten Teppich in die andere Richtung entlang des kleinen Wasserbeckens, auf dem die Flammen des „Sehsüchte“-Logos wie Seerosen schwimmen, wird man die Treppe hinauf in die Galerie und zur Ausstellung geleitet: An einer Wand hängen verschiedene Festivalplakate der vergangenen Jahre, in der Mitte steht die Dokumentation mit den Zeitungsartikeln, dann ein Tisch mit alten Programmheften, allerdings allesamt erst ab der Nachwendezeit.

Am einen Ende befinden sich drei alte Fernseher. Auf dem rechten Bildschirm laufen alte Festival-Trailer, auf der Röhre in der Mitte eine Dokumentation über die Geschichte des Festivals und auf dem dritten TV sind Interviews mit Ehemaligen zu sehen. Trotzdem erfährt man erstaunlich wenig über die Prominenz, die an der HFF absolviert, gefilmt und gewirkt hat. Auch eine Übersicht der „Sehsüchte“-Preisträger sucht man vergeblich. Wer zum Beispiel nicht weiß, dass Oscarpreisträger Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben der Anderen“) vorher auf den „Sehsüchten“ den Produzentenpreis gewonnen hat und dass Andreas Dresen („Halbe Treppe“) HFF-Absolvent ist, lernt darüber in der Ausstellung nichts. Wie war das noch mit dem Marketing?

, ine Zimmer

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