Links und rechts der Langen Brücke: Verschiedene Attraktionen
Jan Brunzlow begrüßt die Planungen eines Badneubaus im Norden der Stadt
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Im Grundsatz sind sich alle einig: Die Bäderlandschaft in Potsdam braucht ein modernes Bad mit Freizeitelementen. Die familienfreundlichste Stadt muss immerhin auch ein familienfreundliches Bad haben. Auf eine Niemeyer-Architektur soll verzichtet werden, als Standort wird das Gelände an der Biosphäre im Volkspark favorisiert, hat eine Expertenkommission gestern entschieden. Verschiedene Varianten sind besprochen worden – die Standorte Heinrich-Mann-Allee und Brauhausberg sind ausgeschieden. Zwar wäre der Brauhausberg die preiswerteste Variante gewesen, doch die mögliche städtebauliche Entwicklung in diesem Gebiet zwischen Speicherstadt und Hauptbahnhof spricht gegen den Ausbau des bestehenden Bades. Der Plan eines Neubaus an der Biosphäre ist die logische Entscheidung, auf die seit Wochen hingearbeitet wird. Denn der Badbau im boomenden Norden, am Volkspark, würde der Bevölkerungsentwicklung gerecht werden und womöglich das defizitäre Tropenhaus Biosphäre retten. Denn ein Teil des Bades könnte wegen der Absage der Niemeyerpläne durch Oberbürgermeister Jann Jakobs in die Tropenhalle verlegt werden. Der brasilianische Pritzker-Preisträger hatte für sein Bad eine Solitär-Lösung gefordert.
Die Absage der Niemeyer-Pläne ist aber auch politisch als kluger Schachzug zu bewerten: Die Pläne sind aufgrund der hohen Kosten schon vor zwei Jahren gescheitert. Diese im Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie einige Monate vor der Oberbürgermeisterwahl erneut voranzutreiben, wäre politisch kaum zu vermitteln gewesen. Jakobs’ Konkurrent Hans- Jürgen Scharfenberg (Linke) hatte sich bereits auf die preiswerteste Variante, die Sanierung des Brauhausberges festgelegt – eine Entscheidung für Niemeyer hätte daher für Jakobs der Beginn eines schwierigen Wahlkampfes sein können. Denn der Kuppelbau hätte mehr als 30 Millionen Euro gekostet. Nun soll es eine Schwimmhalle mit acht 50-Meter-Bahnen, einigen Freizeitelementen und Wellness-Angeboten entstehen.
Die Planungen des Neubaus müssen allerdings im Zusammenhang mit Bädern in anderen Kommunen gesehen werden. Ein Bädergutachten des Landes Brandenburg aus dem Jahr 2003 sieht nur einen förderwürdigen Badneubau in der Region Potsdam vor, weil die Konkurrenz sonst zu groß wäre. Fehlplanungen wie im Spreewald sollen vermieden werden. Die Stadt Ludwigsfelde war am schnellsten, hat seit zwei Jahren ein neues Bad. Nun plant Werder (Havel) in den Havelauen, fußläufig vom Bahnhof, einen Badneubau. Die Planungen sind erweitert worden, um mehr Leute aus dem Umkreis – auch aus Potsdam – anzuziehen. Mit ähnlichen Angeboten in Potsdam und Werder (Havel) besteht die Gefahr, dass ein Bad auf der Strecke bleibt. Konkurrenz ist wichtig, allerdings sind es beide öffentlich finanzierte Neubau-Projekte: Daher sollte beim Neubau von zwei Bädern im Umkreis von 25 Kilometern zumindest die Ausrichtung der Bäder unterschiedlich sein.
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